Rechtsradikaler israelischer Minister will Tempelberg besuchen

Der neue israelische Minister für nationale Sicherheit, der Rechtsradikale Itamar Ben-Gvir, hat angekündigt, den Jerusalemer Tempelberg zu besuchen.
Rechtsradikaler israelischer Minister will Tempelberg besuchen

Der Tempelberg in Jerusalem. Foto: pixabay

Der neue israelische Minister für nationale Sicherheit, der Rechtsradikale Itamar Ben-Gvir, hat angekündigt, den Jerusalemer Tempelberg zu besuchen. Sein Büro habe die Polizei informiert, dass er zum Fest- und Gedenktag an die Zerstörung des Tempels am 10. Tewet (kommenden Dienstag) auf den Tempelberg, arabisch Haram al-Scharif, gehen werde, wie örtliche Medien am Sonntagabend berichteten. Ein Vertreter der Hamas warnte demnach vor einer möglichen Gewalteskalation.

Ben-Gvir, Vorsitzender der Partei Otzma Jehudit (Jüdische Stärke), bestätigte den geplanten Besuch an der zwischen Muslimen und Juden umstrittenen Heiligen Stätte in einem Tweet von Sonntagabend, ohne jedoch ein konkretes Datum zu nennen. Der Minister fordert Gebetsrechte für Juden am Tempelberg.

Ein Vertreter der Hamas erklärte laut Berichten, Israel für jede Eskalation verantwortlich zu machen, sollte „Al-Aksa oder unser Volk, das Jerusalem verteidigt, zu Schaden“ kommen. Die Palästinenser rief er auf, den Haram al-Scharif mit der Al-Aksa-Moschee zu schützen sowie jeden Versuch zu unterbinden, eine neue Realität an der heiligen Stätte zu schaffen.

Jüdische Tempelbergaktivisten richten weitreichende Forderungen bezüglich jüdischer Rechte an die israelische Polizei und Ben-Gvir. Dazu zählt die Ausweitung der Besuchszeiten für Juden, das Recht zum vollständigen öffentlichen Gebet, die Aufhebung des Verbots von Gebetsutensilien sowie die Festlegung eines Standorts für eine Synagoge, wie aus einer am Sonntag vom Jerusalemer Rechtsanwalt und Aktivisten Daniel Seidemann auf Twitter veröffentlichten Liste hervorgeht.

Der Tempelberg ist für Juden, Muslime und Christen eine wichtige Heilige Stätte. Bis zur Zerstörung durch die Römer im Jahr 70 befand sich an dieser Stelle der jüdische Tempel, zentrales Heiligtum Israels. Zahlreiche biblische und religiöse Überlieferungen wie die Erschaffung Adams und Evas, die Opferung Isaaks oder aufseiten des Islam die Himmelsreise Mohammeds sind mit dem Ort verbunden.

Der geltende Status quo gestattet Nichtmuslimen den Besuch, das öffentliche Gebet ist auf dem Tempelberg aber Muslimen vorbehalten. An Besuchen nationalistischer Israelis sowie an jüdischen Forderungen nach Gebetsrechten auf dem Tempelberg entzündete sich in der Vergangenheit wiederholt teils gewalttätiger Protest von Palästinensern. Ein Besuch des späteren israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon auf dem Tempelberg 2000 gilt als Mitauslöser der zweiten Intifada.

kna