Kölner Katholiken: Keine Verbesserungen im Erzbistum

Die Katholiken in der Bischofsstadt Köln sehen die Lage ihres Erzbistums weiterhin kritisch.
Neue Details zum Streit zwischen der Bild-Zeitung und dem Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki: Die langjährige Sekretärin von dessen Vorgänger Joachim Meisner sagte am Mittwoch vor dem Landgericht Köln aus.

Kardinal Rainer Maria Woelki. Foto: rwm

Die Katholiken in der Bischofsstadt Köln sehen die Lage ihres Erzbistums weiterhin kritisch. Nach Rückkehr von Kardinal Rainer Maria Woelki aus seiner Auszeit vor zehn Monaten seien keine wesentlichen positiven Veränderungen zu verzeichnen, sagte der Vorsitzende des Katholikenausschusses, Gregor Stiels, am Montagabend. Es werde „immer mehr zu einer untragbaren Belastung“, dass der Vatikan über das Rücktrittsgesuch Woelkis nicht entscheiden könne oder wolle.

„Stattdessen müssen wir uns immer und immer wieder mit uns selbst beschäftigen, mit einem Kardinal, der Vertrauen und Glaubwürdigkeit nachhaltig verloren hat und mit eidesstattlichen Erklärungen versucht, Glaubwürdigkeit wiederherzustellen“, so Stiels beim Jahresempfang des Katholikenausschusses in der Stadt Köln und des Katholischen Stadtdekanats. Zunehmend sei der Erzbischof bei Veranstaltungen nicht mehr erwünscht, etwa bei der ökumenischen Vesper zu Beginn des neuen Kirchenjahrs oder bei der Proklamation des Kölner Dreigestirns. „Kardinal Woelki wollte in einen neuen Dialog mit den Gläubigen eintreten. Wo sind denn die Früchte dieses Dialogs?“, fragte der Vorsitzende der katholischen Laienvertretung in der Stadt Köln.

Auch der Kölner Stadtdechant Robert Kleine zog eine negative Bilanz. Die durch das Erzbistum gehenden tiefen Risse, von denen Woelki in seinem Fastenhirtenbrief im Jahr 2021 gesprochen habe, seien bislang nicht geheilt. Er erlebe im Gegenteil „sich ausweitende Risse“. So steuere das Erzbistum 2022 auf einen neuen Rekord bei den Kirchenaustritten zu. Engagierte Menschen aus dem inneren Kreis der Gemeinden zögen sich resigniert zurück oder träten sogar aus der Kirche aus. Nicht nur für den Kardinal, sondern auch für die Menschen im Erzbistum sei es eine Zumutung, dass Papst Franziskus nicht über den angebotenen Rücktritt Woelkis entscheide.

Stiels warf dem Erzbischof auch vor, die vom Dialogprozess Synodaler Weg diskutierten Reformen abzulehnen. Beim Thema kirchliche Dienstämter für Frauen oder in der katholischen Sexualmoral wünschten sich viele Gläubige Veränderungen, gegen die sich der Kardinal aus dogmatischen Gründen stelle. Dies sei schwer zu vermitteln, wenn auch das gute Recht des Erzbischofs. „Doch bis heute nehme ich von seiner Seite keinen konstruktiven Diskurs und keinen offenen, ehrlichen Dialog wahr – und auch kein Verstehen anderer Positionen und Überdenken der eigenen“, so der Vorsitzende des Katholikenausschusses.

kna