Der Vorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Gregor Podschun, hat die aktuellen Klimaproteste im rheinischen Lützerath gegen Extremismusvorwürfe verteidigt.
Bonn – Der Vorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Gregor Podschun, hat die aktuellen Klimaproteste im rheinischen Lützerath gegen Extremismusvorwürfe verteidigt. „Ich lehne es von Grund auf ab, dass Menschen, die für den Klimawandel eintreten und dafür friedliche Protestformen wählen, als Terroristen verunglimpft werden – dazu gehört auch ziviler Ungehorsam“, sagte Podschun dem Portal katholisch.de (Mittwoch).
Klimaaktivisten haben das Dorf Lützerath am Braunkohletagebau Garzweiler besetzt. Der Weiler liegt direkt an der Abbruchkante. Der Essener Energiekonzern RWE und die NRW-Landesregierung hatten sich im vergangenen Herbst darauf geeinigt, die Braunkohleverstromung bereits 2030 und nicht erst 2038 zu beenden. Zugleich sollen fünf Dörfer im rheinischen Revier (Keyenberg, Kuckum, Oberwestrich, Unterwestrich, Berverath) erhalten bleiben und nur Lützerath den Kohlebaggern weichen.
„Ich halte die Proteste hier wie auch Aktionen von Menschen, die sich auf Straßen festkleben, für legitime Protestformen, die in Deutschland ausgeübt werden müssen“, betonte Podschun, der nach eigenen Angaben selbst unter den Demonstranten in Lützerath ist. Damit sollte anderen Menschen nicht geschadet, sondern Aufmerksamkeit für die Schäden durch den Klimawandel erzeugt werden. „Daher kann ich es verstehen, dass junge Menschen, die ihre eigene Generation und ihre eigene Zukunft in Gefahr sehen, zu Mitteln des Protests greifen“, so der BDKJ-Vorsitzende. „Für mich ist da eine Grenze erreicht, wo durch Protest Menschen Gewalt zugefügt wird. Das wäre für mich eine nicht legitime Protestform.“
Von den beiden großen Kirchen in Deutschland wünscht sich Podschun mehr Ambitionen und ein stringenteres Vorgehen für den Klimaschutz. Gerade die katholische Kirche müsse eine Vorreiterrolle dabei einnehmen: „Nicht zuletzt durch die Enzyklika ‚Laudato si‘, die Papst Franziskus geschrieben hat, sollte sich die katholische Kirche noch deutlicher politisch positionieren und für den Erhalt der Schöpfung einsetzen.“ In der Umweltenzyklika hatte der Papst zum Kampf gegen den Klimawandel aufgerufen.
Daneben gehörten die Kirchen nach dem Staat selbst zu den größten Arbeitgebern und Grundstücksbesitzern Deutschlands, so der Verbandschef. „Das heißt, wir müssen uns die Frage stellen, mit welchen Produkten gehaushaltet wird“, erklärte Podschun. „Da steht die Frage nach ökologischen Bedingungen und der Nachhaltigkeit im Raum, von Pachtverträgen und Geldanlagen.“