Wissenschaftler: Klassisches Telefonat nicht abschreiben

Das klassische Telefonat bietet nach Worten des Wissenschaftlers Christian Montag als Kommunikations-Option durchaus Vorteile.
Wissenschaftler: Klassisches Telefonat nicht abschreiben

Symbolbild von Alexa auf Pixabay

Das klassische Telefonat bietet nach Worten des Wissenschaftlers Christian Montag als Kommunikations-Option durchaus Vorteile. „Es ist ein sparsames Kommunikationsmedium, welches gutes Zuhören fordert, dabei aber auch Emotionen über den Stimmklang einer Person transportiert“, sagte er dem „Spiegel“ (Samstag). Es sollte daher nicht abgeschrieben werden, so der Leiter der Abteilung Molekulare Psychologie an der Universität Ulm.

Im Vergleich erforderten Videokonferenzen mehr Energie, fügte Montag hinzu. Dabei seien zudem meist mehr Personen anwesend und es gebe mehr äußere Einflüsse, die ablenken könnten. „Weiterhin empfinden viele Menschen eine Spiegel-Angst, weil sie sich dauernd selbst sehen. Manche von uns fragen sich in einem solchen Format ständig, wie komme ich gerade an?“ In bestimmten Situationen könnten Videokonferenzen gewinnbringend sein. Allerdings sollte jeder und jede für sich prüfen, „welches Kommunikationsmittel das richtige für ihn oder sie ist“.

Im Alltag bemerkten viele Menschen zudem die Tricks von Sozialen Medien nicht, die Nutzende dazu bringen sollten, mehr Zeit auf diesen Plattformen zu verbringen. Dazu zählt Montag neben dem Like-Button auch die Häkchen in Messenger-Diensten, die anzeigen, ob eine Nachricht bereits gelesen wurde. „Es gibt kein natürliches Ende mehr auf den Plattformen“, erklärte der Experte. „Es wartet immer die nächste Nachricht im Feed auf mich. Auf Netflix läuft die nächste Folge nach Ende einer Episode direkt weiter, und so ist es auch auf YouTube und anderen Plattformen.“

In seinem Buch „Du gehörst uns! Die psychologischen Strategien von Facebook, TikTok, Snapchat und Co.“, das soeben erschienen ist, gehe es auch um das „Internet der Dinge“. Damit gemeint sind Alltagsgegenstände, die mit dem Internet verbunden sind, also etwa Kameras, Koffer oder GPS-Tracker für Haustiere. „Wir schaffen uns in diesen Bereichen, also in unserem eigentlich privaten Leben, wiederum mehr und mehr unsere analogen Rückzugsräume ab“, sagte Montag. Dabei müssten gerade junge Menschen sich ausprobieren können, und dass dies ewig dokumentiert bleibe.

kna