Mehr als 4.800 Kinder sind in den vergangenen 70 Jahren Opfer sexuellen Missbrauchs in den Reihen der katholischen Kirche Portugals geworden.
Lissabon – Mehr als 4.800 Kinder sind in den vergangenen 70 Jahren Opfer sexuellen Missbrauchs in den Reihen der katholischen Kirche Portugals geworden. Das ist das Ergebnis des am Montag vorgestellten Berichts einer unabhängigen Kommission unter Leitung des Experten Pedro Strecht. Der renommierte Kinderpsychiater gab bei einer Pressekonferenz in Lissabon zu bedenken, dass es sich um eine Mindestzahl handle. „Es ist nicht möglich, die Gesamtzahl der Verbrechen zu beziffern“, sagte er. Die meisten Betroffenen seien mehrfach Opfer sexualisierter Gewalt geworden worden.
In dem Abschlussbericht, an dem über ein Jahr lang gearbeitet wurde, sind unter anderem 512 bestätigte Zeugenaussagen enthalten. Die Übergriffe fanden demnach vor allem in katholischen Seminaren, Heimen, Schulen oder Sporteinrichtungen statt. Das Durchschnittsalter der Betroffenen lag bei knapp über 11 Jahren. In den meisten Fällen (mehr als 70 Prozent) waren Priester die Täter.
Weil die in der Untersuchung behandelten Vorkommnisse überwiegend strafrechtlich verjährt sind, wurde nur in 25 Fällen die Staatsanwaltschaft informiert. Strecht kündigte jedoch an, in den nächsten Wochen eine Liste der noch aktiven Geistlichen zu erstellen, die glaubhaft des Missbrauchs beschuldigt werden.
„Wir nehmen den Bericht betroffen und dankbar entgegen“, sagte der Vorsitzende der Portugiesischen Bischofskonferenz, Jose Ornelas. Die Auswertung sei von entscheidender Bedeutung für den weiteren Aufarbeitungsprozess, so der Bischof von Leiria-Fatima. Man wolle alles Nötige tun, um das Leid der Betroffenen zu lindern.