Pfarrer: Kirchen bieten nach Tötung von Mädchen Beistand an

Nach der Tötung eines zwölfjährigen Mädchens in Freudenberg bieten auch die Kirchen am Ort Unterstützung an.
Köln/Freudenberg – Nach der Tötung eines zwölfjährigen Mädchens in Freudenberg bieten auch die Kirchen am Ort Unterstützung an. Es gebe zahlreiche Gebete, auch mit Kindern, sagte Karl-Hans Köhle, Pfarrer in der katholischen Gemeinde Sankt Marien im Pastoralen Raum Siegen-Freudenberg, dem kirchlichen Kölner Internetportal domradio.de (Donnerstag). Auf der Internetseite der Gemeinde sei ein Bild von einer Kerze aus der Marienkirche. "Dort brennt auch ständig eine Kerze." Durch diese Gesten sollten Ängste und Traurigkeit bei Kindern und Erwachsenen aufgefangen werden.

Die Altstadt von Freudenberg- –Foto:Hans/Pixabay

Nach der Tötung eines zwölfjährigen Mädchens in Freudenberg bieten auch die Kirchen am Ort Unterstützung an. Es gebe zahlreiche Gebete, auch mit Kindern, sagte Karl-Hans Köhle, Pfarrer in der katholischen Gemeinde Sankt Marien im Pastoralen Raum Siegen-Freudenberg, dem kirchlichen Kölner Internetportal domradio.de (Donnerstag). Auf der Internetseite der Gemeinde sei ein Bild von einer Kerze aus der Marienkirche. „Dort brennt auch ständig eine Kerze.“ Durch diese Gesten sollten Ängste und Traurigkeit bei Kindern und Erwachsenen aufgefangen werden.

„Selbstverständlich ist die katholische Kirche ganztägig geöffnet, wie auch die evangelische Kirche. Ich habe der Bürgermeisterin signalisiert, dass wir selbstverständlich als Seelsorgerinnen und Seelsorger zur Verfügung stehen. Das hat sich an dem Montagmorgen noch nicht als notwendig erwiesen, weil genug Psychologen angefragt waren“, erklärte der Pfarrer. „Wir hatten das auch der Gesamtschule angeboten.“

Eine 12- und eine 13-Jährige hatten gestanden, in der Nähe von Freudenberg im Kreis Siegen-Wittgenstein das Mädchen getötet zu haben. Die beiden mutmaßlichen Täterinnen sind laut Mitteilung des Kreises jetzt außerhalb ihres häuslichen Umfeldes untergebracht. „Wir können diesen Familien nur beistehen“, so Köhle.

Experten: Auf Kinder-Ängste nach Bluttat in Freudenberg eingehen 

Nach der Tötung des zwölfjährigen Mädchens in Freudenberg sollten Erwachsene aus Sicht von Fachleuten auf mögliche Ängste von Kindern eingehen. Dies ist demnach nicht nur Aufgabe von Eltern, sondern der gesamten Gesellschaft. Kinder bräuchten jetzt Ansprechpartner, sagte Psychologin Elisabeth Raffauf der Süddeutschen Zeitung (Donnerstag). Wichtig sei, ihnen zu sagen, dass Gefühle von Angst, Traurigkeit und Fassungslosigkeit in einem solchen Fall „absolut richtig“ seien.

Konkrete Sachfragen etwa zum Tathergang stellten Kinder häufig, „um Sicherheit zu bekommen, um einschätzen zu können: Könnte mir das auch passieren?“, fügte Raffauf hinzu. Eltern könnten etwa antworten: „Das Mädchen ist auf schlimme Art umgebracht worden, wahrscheinlich mit einem Messer.“ Und sie könnten erklären, dass vermutlich starke Gefühle hinter der Tat steckten: „Hass, Wut, Eifersucht, Neid. Gefühle, die jeder Mensch irgendwie kennt.“

Zur Frage, warum so etwas geschehe, könnten Eltern deutlich machen, dass dies für sie ebenfalls schwierig zu verstehen sei, so die Expertin: „Was man ihnen unbedingt sagen sollte: dass so etwas sehr, sehr selten ist“. Kinder könnten nach einer solchen Tat selbst Angst bekommen, etwa vor anderen Kindern, die sie als aggressiv erlebten.

Medienkonsum von Mädchen und Jungen begleiten

Wichtig sei, wie Eltern selbst mit Gewalt umgingen, sagte Raffauf: „Erlebt unser Kind, dass man wütend sein darf und dass man über solche Gefühle reden kann? Oder erlebt unser Kind, dass Papa oder Mama schlagen, wenn sie ärgerlich sind?“ Eltern könnten zum Vorbild werden, wenn sie selbst nach einem Streit untereinander in Ruhe miteinander sprächen – und ihren Kindern sagten, dass sie sich vertragen haben.

Im Morgenmagazin am Donnerstag empfahl Raffauf außerdem, den Medienkonsum von Mädchen und Jungen zu begleiten. Wenn sie alleine gelassen würden, könnten Fragen möglicherweise nicht geklärt werden. Insgesamt gelte: „In gutem Kontakt zu sein, ist das A und O.“

Gewaltforscher Dirk Baier sieht die Gesellschaft in der Pflicht zu mehr Vorbeugung. „Das Wichtigste ist, möglichst früh, möglichst intensiv mit den Kindern und Jugendlichen zu bleiben“, sagte er am Mittwochabend Spiegel Online. Es heiße schnell, da müsse sich die Polizei oder die Schule kümmern. Aber: „Auch ich als Person in der Nachbarschaft habe den Auftrag zu schauen, was Kinder und Jugendliche treiben. Wir als Gesellschaft stehen da in der Verantwortung.“

Verhalten fällt „nicht einfach vom Himmel“

Dass junge Menschen sich so verhielten, falle „nicht einfach vom Himmel“, ergänzte der Leiter des Instituts für Delinquenz und Kriminalprävention an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Häufig gebe es in solchen Fällen eine „Problematik in der Familie, im Elternhaus. Die Eltern haben oft ein Desinteresse an der Entwicklung ihrer Kinder und an deren sozialem Umfeld. Oder die Eltern verhalten sich selbst kalt und gewalttätig ihren Kindern gegenüber.“

kna/rwm