Papst Franziskus hat die rechtliche Stellung des Kurienkardinals wieder deutlich aufgewertet, der für die kirchlichen Missionsgebiete zuständig ist.
Vatikanstadt – Papst Franziskus hat die rechtliche Stellung des Kurienkardinals wieder deutlich aufgewertet, der für die kirchlichen Missionsgebiete zuständig ist. In einem am Freitag vom vatikanischen Presseamt veröffentlichten Dekret heißt es, wegen der Komplexität und Vielfalt der Aufgaben der Behörde habe der Papst dies entschieden. Der sogenannte Pro-Präfekt der Missions-Abteilung innerhalb der Evangelisierungsbehörde werde vollumfänglich der legale Repräsentant dieser Abteilung „für alle wirtschaftlichen und administrativen Belange und Verhandlungen“. Derzeit hat der philippinischen Kardinal Luis Tagle das Amt inne.
Das Dekret trägt das Datum vom 1. August 2022, wurde aber erst jetzt veröffentlicht. Durch das Dekret wird der Missions-Propräfekt faktisch wieder ähnlich mächtig und autonom wie es früher die Präfekten der Missionskongregation – der „congregatio de propaganda fide“ – waren. In anderen Bereichen der Kurie hatte der Papst versucht, früher mächtige und weitgehend autonome Unter-Einheiten wirtschaftlich und administrativ seiner zentralen Führung und Kontrolle unterzuordnen.
Für die Missionsabteilung scheint dies jedoch nicht praktikabel zu sein, da ihr rund 1.100 Bistümer und Kirchengebiete in vier Erdteilen unterstehen. Ferner dirigiert sie in vielen Ländern die Päpstlichen Missionswerke, die über Kollekten und Erbschaften immer wieder dreistellige Millionenwerte einnehmen und diese gewinnbringend anlegen und verwalten müssen.
Damit diese Aufgaben bewältigt werden können, verfügte der Papst in einem sogenannten Reskript, dass dem Missions-Propräfekten von nun an zwei Sekretäre zugeordnet werden sollen. Der eine wird Präsident der Päpstlichen Missionswerke, zu denen in Deutschland die Sternsinger sowie die missio-Hilfswerke in Aachen und in München gehören. Der andere Sekretär soll die Güter verwalten, die für die Zwecke der Mission bestimmt sind. Auch dieses Reskript trägt das Datum vom 1. August des vergangenen Jahres.
Mit der Entscheidung stärkt der Papst Kardinal Tagle, der die Missionsabteilung seit 2019 leitet, und dessen künftige Nachfolger. Die Schaffung einer Evangelisierungsbehörde, in der auf Wunsch des Papstes die frühere Missions-Kongregation und der Päpstliche Rat für Neuevangelisierung zusammengefasst wurden, gehört zu den anspruchsvollsten Aufgaben der aktuellen Kurienreform. In der Rangordnung der Kurienbehörden ist sie seit der Kurienreform die höchste, ihr Präfekt ist in Personalunion der Papst.