Im südfranzösischen Toulouse ist die Büste eines Kardinals und Juden-Verteidigers aus der NS-Zeit beschmiert worden.
Paris/Toulouse – Im südfranzösischen Toulouse ist die Büste eines Kardinals und Juden-Verteidigers aus der NS-Zeit beschmiert worden. Das Bronzebildnis von Erzbischof Jules Saliege (1870-1956) neben der Kathedrale Saint-Etienne sei durch anarchistische Aufschriften unkenntlich gemacht worden, berichtet die Zeitung La Croix. Unter anderem stand dort zu lesen: „Weder Gott noch Herr“. Stadt und Erzbistum Toulouse reagierten empört. Die Reinigung ist laut Bericht bereits im Gange.
Erzbischof Guy de Kerimel erklärte am Morgen: „Das Bild dieses Mannes zu entweihen bedeutet, seinen mutigen Einsatz zu leugnen; und es bedeutet, das Andenken an die Juden von gestern und von heute zu entweihen.“ Auch der Regionalpräsident der jüdischen Einrichtungen in Frankreich (Crif), Franck Touboul, verurteilte den Akt des Vandalismus. Die Bewohner von Toulouse müssten von dieser Tat schockiert sein. Sie attackiere die Erinnerung an einen Mann, der „im Zweiten Weltkrieg ein Gerechter unter den Völkern und ein Beispiel für Mut“ gewesen sei.
Kardinal Saliege gilt als ein Symbol des Widerstands gegen die Deportationen von Juden unter deutscher Besatzung. In einem Hirtenbrief vom August 1942 kritisierte er die Deportationen als unmenschlich und als eine massive Verletzung christlicher und französischer Werte. Juden seien für Christen Brüder und Schwestern wie alle anderen Menschen. Vergeblich versuchte das Vichy-Regime, die Verlesung des Briefes zu verhindern, der jedoch ein breites Echo fand.
Papst Pius XII. (1939-1958) nahm Saliege am 18. Februar 1946 ins Kardinalskollegium auf; am selben Tag wie die drei deutschen (Erz-)Bischöfe von Köln, Münster und Berlin, Josef Frings, Clemens August Graf von Galen und Konrad Graf von Preysing.