Experte gegen Umschreiben von Kinder- und Jugendliteratur

In der Debatte über den Umgang mit rassistischen Darstellungen in Büchern hat sich Kunstpädagogik-Professor Andreas Brenne gegen ein Umschreiben von Kinder- und Jugendliteratur ausgesprochen.

In der Debatte über den Umgang mit rassistischen Darstellungen in Büchern hat sich Kunstpädagogik-Professor Andreas Brenne gegen ein Umschreiben von Kinder- und Jugendliteratur ausgesprochen. “Meine pädagogische Haltung ist, Kinder und Jugendliche nicht vor inkriminierten Texten oder Wörtern zu bewahren. Die Welt ist eben zum Teil auch schrecklich und verstörend. Wir müssen Räume schaffen, in denen über solche Verstörungen gesprochen werden kann”, sagte Brenne der Neuen Osnabrücker Zeitung.

Die “ethische Haltung” müsse ein Kind aber selbst entwickeln. “Das geschieht nicht dadurch, dass man nur ideale Zustände erzeugt. Kinderbücher, die einen Rassisten als Figur nicht mehr explizit bezeichnen können, helfen hier nicht weiter”, mahnte Brenne und ergänzte: “Literatur hat auch etwas Wildes. Das soll man Kindern nicht vorenthalten.”

Der Zeitung zufolge hat Brenne gerade in Potsdam die Tagung “Kulturelle Repräsentationen im Werk Karl Mays” ausgerichtet. “Wir müssen die Werke Karl Mays aus heutiger Sicht neu lesen. Es reicht nicht aus, diese Texte auf kolonialistische und rassistische Inhalte zu reduzieren. Das sind sie zu Teilen sicherlich, aber man findet auch das Gegenteil.” Karl May habe trotz eines “inhärenten kolonialen Habitus” auf der Seite der Unterdrückten gestanden. “Ein Rassist ist er für mich nicht, auch wenn er mit Klischees arbeitet.”

Bereits im vergangenen Jahr hatte Brenne die Entscheidung des Ravensburger Verlages, das Kinderbuch zum Film “Der junge Winnetou” vom Markt zu nehmen, kritisiert. Der Ravensburger Verlag hatte das Buch nach massiver Kritik auf Instagram wegen angeblich falscher kultureller Aneignung aus dem Programm genommen.