Italiener Crociata leitet künftig EU-Bischofskommission

Die EU-Bischofskommission COMECE hat Mariano Crociata (70) zu ihrem neuen Vorsitzenden gewählt. Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck gehört nicht mehr zum führenden Kreis.
Die EU-Bischofskommission COMECE hat Mariano Crociata (70) zu ihrem neuen Vorsitzenden gewählt. Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck gehört nicht mehr zum führenden Kreis.

Der neue COMECE-Präsident Mariano Crociata. –Foto: Cristian Gennari/Siciliani/COMECE

Die EU-Bischofskommission COMECE hat Mariano Crociata (70) zu ihrem neuen Vorsitzenden gewählt. Der Bischof der italienischen Diözese Latina-Terracina-Sezze-Priverno und bisherige Erste Vizepräsident löst den Luxemburger Kardinal Jean-Claude Hollerich (64) ab, der sich nach fünf Jahren nicht erneut zur Verfügung stellte.

Bei ihrer Frühjahrsvollversammlung in Rom bestimmten die Delegierten aus den Bischofskonferenzen der 27 EU-Staaten zugleich den französischen Erzbischof Antoine Herouard (66) sowie die Bischöfe Nuno Bras da Silva Martins (59) aus Portugal, Rimantas Norvila (65) aus Litauen und den Dänen Czeslaw Kozon (71) von der Nordischen Bischofskonferenz zu Vizepräsidenten. Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck (58) gehört damit nicht mehr zum führenden Kreis der COMECE.

Crociata kommentierte seine Wahl mit den Worten, diese Zeit sei „entscheidend für Europa und die Kirche“. Einigkeit und Solidarität seien nötiger denn je. „Sie sollten uns durch die vielen Übergänge leiten, mit denen unsere Gesellschaften konfrontiert sind“, sagte er.

Der Sizilianer Crociata wurde 2007 Bischof von Noto im Süden seiner Heimatinsel. Ein Jahr später ernannte ihn Benedikt XVI. zum Generalsekretär der Italienischen Bischofskonferenz, so dass er die Bistumsleitung wieder abgab. Papst Franziskus übertrug ihm 2013 die Diözese Latina-Terracina-Sezze-Priverno südöstlich von Rom. In der Italienischen Bischofskonferenz führte Crociata seit 2015 die Bildungskommission.

Am Donnerstag treffen die neugewählte COMECE-Spitze und die übrigen Delegierten mit Papst Franziskus zusammen. Themen der Begegnung werden Friedensförderung, der Migrations- und Asyl-Pakt der EU sowie die Europawahlen 2024 sein. Sitz des Generalsekretariats der COMECE ist Brüssel.

Stichwort: EU-Bischofskommission COMECE

Etwa die Hälfte der Bewohner in der Europäischen Union sind nach Vatikan-Angaben Katholiken. Um den Dialog mit EU-Institutionen zu pflegen und Anliegen der katholischen Kirche zu Gehör zu bringen, unterhalten die Bischofskonferenzen der 27 Mitgliedstaaten eine eigene Kommission, die COMECE. Die Abkürzung steht für das lateinische „Commissio Episcopatum Communitatis Europensis“.

Die COMECE entstand 1980, ein Jahr nach den ersten Direktwahlen des Europaparlaments. Das Sekretariat der COMECE ähnelt als Verbindungsstelle zur EU-Politik den Katholischen Büros in Deutschland. Auch dort halten Kirchenvertreter Kontakt zu Parlamenten und Regierungen in Bund und Ländern und versuchen, Politik im Sinne der kirchlichen Lehre mitzugestalten. Der Sitz des Sekretariates in Brüssel befindet sich unweit des EU-Parlaments.

Siebter Vorsitzender in ihrer über 40-jährigen Geschichte war seit 2018 der Erzbischof von Luxemburg, Kardinal Jean-Claude Hollerich (64), einer der vier Vizepräsidenten der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck (58). Generalsekretär der COMECE ist seit 2019 der Spanier Manuel Barrios Prieto.

Deutsche Vertreter prägten Struktur und Inhalte der COMECE entscheidend mit. Von den bislang sieben Vorsitzenden kamen drei aus Deutschland: Gründungspräsident war der damalige Bischof von Essen, Franz Hengsbach (1982-1984). Auf ihn folgten Bischof Josef Homeyer von Hildesheim (1993-2006) und der Münchner Kardinal Reinhard Marx (2012-2018).

Leitend für COMECE-Stellungnahmen ist die Katholische Soziallehre. Ihre Arbeitsthemen reichen von Religion und Staat über die Rolle der EU in der Welt bis zu Gesellschaftsfragen wie etwa der Zukunft der Arbeit.

kna/rwm