Bischof: Putins Krieg stellt Sicherheitsarchitektur infrage

Mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ist nach Ansicht des evangelischen Militärbischofs Bernhard Felmberg die europäische Sicherheitsarchitektur aus den Fugen geraten.
Bischof: Putins Krieg stellt Sicherheitsarchitektur infrage

Ein Zerstörtes Wohnhaus in Kiew –Foto: © Svitlana Unuchko | Dreamstime.com

Mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ist nach Ansicht des evangelischen Militärbischofs Bernhard Felmberg die europäische Sicherheitsarchitektur aus den Fugen geraten. „Auch die Idee der UN-Charta, die Vorstellung, dass Völker auf friedlichem Weg Kontroversen beilegen, ist massiv in Frage gestellt“, sagte Felmberg am Donnerstagabend in Berlin. „Putins Waffen treffen auch die globale Ordnung, die auf immer weniger Waffen beruhen sollte: Eine Aggression, die vielen unvorstellbar war, hat den Traum vom positiven Ende der Geschichte platzen lassen“, beklagte der Militärbischof.

Felmberg äußerte sich bei einer Veranstaltung der Evangelischen Militärseelsorge zu einem im Februar veröffentlichten friedensethischen Diskussionspapier mit dem Titel „Maß des Möglichen“. Darin setzt sich die evangelische Militärseelsorge für eine Friedensethik ein, die an sicherheitspolitischen und soldatischen Herausforderungen nicht vorbeigehe.

Der an der Universität der Bundeswehr in München lehrende Theologe Friedrich Lohmann sprach von einer Pflicht zu Waffenlieferungen an die Ukraine. „Am Beispiel des Ukraine-Kriegs lässt sich klar begründen, dass es eine Pflicht zur Notwehr gibt, wenn sie den Rahmen der Verhältnismäßigkeit einhält“, sagte Lohmann. Die deutschen Waffenlieferungen an die Ukraine würden klar in diesen Rahmen fallen.

Generalmajor Ruprecht von Butler, der auch Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist, warnte vor der Bildung einer russischen Dolchstoßlegende im Ukraine-Krieg. „Wir geraten in eine Situation, wie wir sie nach dem Ersten Weltkrieg vorgefunden haben.“ Nach einer Niederlage Russlands in der Ukraine werde sich das Land mit Narrativen, die erklären, warum man den Krieg verloren habe, „so aufstellen, dass es beim nächsten Mal klappt“.

Butler sagte, er erwarte von seiner Kirche, dass sie sich klar gegen den russischen Angriffskrieg stelle. Er habe „wenig Verständnis“ für die Positionen Russlands und der orthodoxen Kirche. Leider sei derzeit keine ernsthafte Opposition in Russland wahrnehmbar. Stattdessen werde der Krieg in der Ukraine mit einer Brutalität geführt, wie man sie sonst nur aus den Geschichtsbüchern des Zweiten Weltkriegs kenne. Russland dürfe in der Ukraine nicht obsiegen. Denn das würde den Nährboden für einen nächsten Krieg schaffen.

kna