Russlands imperiale Idee

Spätestens seit Beginn des Ukrainekriegs stellen sich Fragen nach Verteilung von Macht und Einflussbereichen sowie Berechtigung und Bestand von Wertesystemen neu.
Russlands imperiale Idee

Prof. Dr. Karl Schlögel spricht im Rahmen der DomGedanken 2022 über „Russlands imperiale Idee“. Foto: Stephan Röhl, Berlin (CC BY-SA 2.0)

Münster – Spätestens seit Beginn des Ukrainekriegs stellen sich Fragen nach Verteilung von Macht und Einflussbereichen sowie Berechtigung und Bestand von Wertesystemen neu. Deshalb steht die Vortragsreihe DomGedanken im St.-Paulus-Dom Münster in diesem Jahr unter dem Oberthema „Wem gehört die Welt?“ Den dritten Abend der Reihe gestaltet am Mittwoch, 24. August, der renommierte deutsche Osteuropahistoriker und gefragte Pub- lizist Prof. Dr. Karl Schlögel, Hochschullehrer für osteuropäische Geschichte an der Europa- Universität Viadrina, Frankfurt/Oder. Er spricht ab 18.30 Uhr unter der Überschrift „Russlands imperiale Idee … und was sie für uns bedeutet“.

Als Historiker wirkte Schlögel von 1990 bis 1994 an der Universität Konstanz und seit 1995 an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder. Seine Forschungsschwerpunkte sind russische Moderne und Stalinismus, russische Diaspora und Dissidentenbewegung, Kulturge- schichte osteuropäischer Städte und theoretische Probleme historischer Narration. Schlögel ist Autor zahlreicher und vielfach ausgezeichneter Bücher in seinem Forschungsbereich.

Schlögels Überlegungen betten Putins Angriffskrieg in Russlands Geschichte ein. Schon das Wiedererstehen des Russischen Reichs 1922 in damals neuer Gestalt als Union der Sozialisti- schen Sowjetrepubliken (UdSSR) sei nur für wenige vorstellbar gewesen, nachdem das Russi- sche Zarenreich unter den Schlägen des Ersten Weltkriegs, der Revolution und des Bürger- kriegs zusammengebrochen war. Als dann die Sowjetunion sich 1991 aufgelöst hatte, habe laut Schlögel niemand ahnen können, dass Russland dreißig Jahre später einen Angriffskrieg mitten in Europa entfesseln und die Welt mit der Drohung des Einsatzes von Kernwaffen er- pressen würde. Vladimir Putin habe keinen Zweifel daran gelassen, dass seinen Worten Taten folgen würden und dass er das Spiel der Eskalation bis zum Äußersten zu treiben bereit ist.

Schlögels Vortrag geht unter anderem den Fragen nach, wie alt oder neu, wie wirksam oder unwirksam jene von der russischen Propaganda in die Welt gesetzten Mythen und Narrative seien, welche den Krieg gegen die Ukraine und gegen den Westen rechtfertigen sollen – und auf was sich der Westen in seinen Augen gefasst machen muss.

Die Abende werden jeweils von thematisch passender Musik eingerahmt. Dafür zeichnen Domorganist Thomas Schmitz und die Dommusik verantwortlich.

Das Bistum Münster überträgt auch die DomGedanken live ins Internet. Interessierte können sie unter www.bistum-muenster.de und www.paulusdom.de sowie auf dem Facebook- und dem YouTube-Kanal des Bistums verfolgen; auf dem YouTube-Kanal sind die DomGedanken 2022 auch in einer eigenen Playlist zusammengefasst.

Der Eintritt zu der Veranstaltungsreihe, die von Evonik Industries unterstützt wird, ist frei. Die Veranstalter bitten in der Kollekte um Spenden für die Bischof-Hermann-Stiftung. Diese bietet jährlich mehr als 1.000 Menschen Unterstützung, unter anderem mit Obdachlosenunterkünf- ten, sozialtherapeutischen Einrichtungen und Angeboten für Migranten.

cbm/mw