Mit einer neuen unabhängigen Beauftragten sowie zwei weiteren externen Experten will das katholische Bistum Osnabrück seine Maßnahmen gegen sexualisierte Gewalt verstärken.
Osnabrück – Mit einer neuen unabhängigen Beauftragten sowie zwei weiteren externen Experten will das katholische Bistum Osnabrück seine Maßnahmen gegen sexualisierte Gewalt verstärken. Dazu stellte sich am Mittwoch die neue Beauftragte Sandra Körbs (50) vor. Seit 1. April soll die Juristin frei von Weisungen der Bistumsleitung die Abläufe zum Umgang mit Verdachtsfällen sexuellen Missbrauchs steuern und kontrollieren.
Sie sei zuständig für alle Fragen der Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs im Generalvikariat, so Thomas Veen, Landgerichtspräsident in Osnabrück und Sprecher der zuständigen Monitoringgruppe. Für ihre Arbeit im Umfang von 35 Wochenstunden erhält Körbs zudem ein Büro außerhalb kirchlicher Räume und wahrscheinlich eine Assistenz- oder Sekretariatskraft. Dazu müsse sie sich aber erst einen Überblick verschaffen, so die Beauftragte.
Körbs ist der vornehmlich extern besetzten Monitoringgruppe des diözesanen Schutzprozesses gegen sexualisierte Gewalt zugeordnet. Die bisher vierköpfige Kontroll- und Steuerungsgruppe werde zudem verstärkt durch die frühere niedersächsische Justizministerin und derzeitige NRW-Opferschutzbeauftragte Barbara Havliza sowie die Psychotherapeutin Esther de Vries vom Kinderschutzbund Osnabrück, sagte Veen. Zudem werde in Kürze zusätzlich die Stelle einer Ombudsperson eingerichtet. Diese, so Heinz-Wilhelm Brockmann, zweiter Sprecher der Monitoringgruppe, solle Ansprechpartner für kreative Hilfen für Betroffene sein.
Die Ombudsperson wie die unabhängige Beauftragte sind laut Veen Folgen des im September vorgelegten Zwischenberichts der Universität Osnabrück zu sexualisierter Gewalt. Beide Projekte habe die Monitoringgruppe dem früheren Bischof Franz-Josef Bode vorgeschlagen, der die Maßnahmen vor seinem Rücktritt eingeleitet habe.
Zu aktuellen Zahlen Beschuldigter und Betroffener im Bistum Osnabrück wollten sich Veen und Brockmann nicht näher äußern. Er traue keiner Statistik, zumal wenn sie auf Datenmaterial der Kirche beruhe, sagte Veen. Gerade deswegen habe man die Universität auch mit einer quantitativen Studie beauftragt. Die aber werde erst im Sommer 2024 vorgestellt.
Einerseits würden alle bisher bekannten Akten und Fälle neu untersucht, so Veen. Zum anderen dauere es oft sehr lange, bis aus Hinweisen und einem erstem Kontakt ein Verfahren werde. Zwar seien seit Veröffentlichung der Studie auch bei der Universität neue Hinweise eingegangen. Bisher habe man aber noch keine Daten, wer genau sich wie dort gemeldet habe.