Ein neues Netzwerk will das Leben und Wirken des NS-Widerstandskämpfers Nikolaus Groß zeitgemäß aufbereiten und präsentieren.

Beim ersten Netzwerk-Treffen in Duisburg-Walsum feierte KAB-Präses Michael Prinz die Messe. –Foto: Ulrich Wilmes
Duisburg/Hattingen – Ein neues Netzwerk will das Leben und Wirken von Nikolaus Groß, einziger Seliger aus dem Bistum Essen, zeitgemäß der Öffentlichkeit präsentieren. Dafür haben sich Nachkommen von Groß sowie Freunde und Fachleute zusammengetan.
Die Netzwerk-Mitglieder kommen aus ganz Nordrhein-Westfalen: Robert Groß führte in den vergangenen zehn Jahren Gespräche mit damals noch lebenden Mitgliedern der Familie seines Großvaters Nikolaus. Diese Zeitzeugen-Interviews sowie andere Quellen und Filme will das Netzwerk auswerten und für die wissenschaftliche Aufarbeitung sichern. Vor allem aber wollen die Mitglieder verschiedenste Zeugnisse der Familie des Bergmanns, Redakteurs und Widerstandskämpfers zeitgemäß präsentieren. Auch junge Menschen will das Netzwerk ansprechen.
Grundlage der in Duisburg gegründeten Gruppe, die bisher noch keinen Namen hat, soll zum einen die Arbeit des Nikolaus Groß Museums in Niederwenigern sein; zum anderen die Internetseite www.nikolaus-gross.com, die den Widerstandskämpfer vorstellt. Außerdem plant der Verein Nikolaus Groß Niederwenigern die Zusammenarbeit mit Schulen am Geburtsort des Seeligen zu intensivieren.
Das Netzwerk will gemeinschaftlich und NRW-weit die Arbeit für das Erbe des Seligen angehen. Damit übernehmen die Aktiven nun einen Auftrag, aus dem sich das Bistum Essen vor Jahren durch die Auflösung des Initiativkreises Nikolaus-Groß und den Rückzug aus dem Trägerverein des Museums zurückgezogen hatte.
Köln war seinerzeit Groß’ geistliche und politische Wirkungsstätte als Familienvater, Redakteur und Christ zur NS-Zeit. In Niederwenigern liegen die Wurzeln seiner Familie, Städte und Pfarreien in Bistümern wie Essen und Münster stehen für die Gedenk-Arbeit rund um sein Zeugnis. Der Xantener Dom ist Erinnerungsstätte an das Vermächtnis des ohne Begräbnis Hingerichteten. Dort, wo jährlich tausende Pilger zur Xantener Märtyrer-Krypta kommen und auch vor der Grubenlampe des Bergmannes beten, ist der neue Dompropst Stefan Notz Partner des Netzwerks.
Beim ersten Netzwerk-Treffen in Duisburg-Walsum feierte KAB-Präses Michael Prinz die Messe – mit dem Alltagskelch des früherer KAB-Präses Otto Müller, der Führungsmitglied der NS-Widerstandsgruppe der Kölner KAB-Bundeszentrale war. Nach dem Gottesdienst stellte Robert Groß die erste Fassung eines Films vor, in dem Zeitzeugen zu Wort kommen.
„Die Familie, sein Glaube und der Einsatz für Menschenwürde gegen das Regime prägten meine Großeltern Elisabeth und Nikolaus Groß“, erklärte Groß-Enkel Thomas Groß. „Heute müssen wir verdeutlichen, was sein Zeugnis 2023 angesichts von politischem Machtmissbrauch, Gewalt und Flucht bedeutet.“ Das sei mehr als Vermittlung von Lebensgeschichte. „Es geht darum, solches Wissen zu transportieren und es für die Gegenwart zum Sprechen zu bringen“, sagt Groß. Dies könne einen öffentlichen Dialog über den Impuls des Widerständlers in Gang setzen.