Die Interventionsbeauftragte des Bistums Passau, Antonia Murr, hat einen vorläufigen Bericht über den im Jahr 2000 verstorbenen Missbrauchstäter Pater Norbert Weber vorgelegt.
Die Interventionsbeauftragte des Bistums Passau, Antonia Murr, hat einen vorläufigen Bericht über den im Jahr 2000 verstorbenen Missbrauchstäter Pater Norbert Weber vorgelegt. Das Bistum Passau und die deutsche Kapuzinerprovinz hatten im November den Ordenspriester gemeinsam öffentlich als Missbrauchstäter benannt.
Pater Norbert Weber wurde laut Bistumsangaben erstmals 2010 aktenkundig
Aktenkundig wurde wurde Weber demnach erstmals im Jahr 2010, als sich ein ehemaliger Ministrant beim damaligen Missbrauchsbeauftragten des Bistums meldete. Der Fall sei seitens des Kapuzinerordens aufgearbeitet, das Opfer entschädigt und die Schuld des Täters uneingeschränkt anerkannt worden. „Als Kirchenmusikdirektor war Weber auf der einen Seite sehr beliebt, auf der anderen Seite hatte er diese äußerst dunkle Seite und brachte Leid und Zerstörung über ihm anvertraute Kinder und Jugendliche“, berichtete Murr. „Wir gingen zum Zeitpunkt der Veröffentlichung im Jahr 2021 von einem Dunkelfeld aus, dessen Ausmaß wir nicht abschätzen konnten.“
Nach zwei weiteren Beschuldigungen im Jahr 2019 und 2020 wurde vom unabhängigen Beraterstab des Bischofs das einhellige Votum ausgesprochen, sich mit dem Namen des Paters an die Öffentlichkeit zu wenden. Auf diese Weise wollte man Betroffenen die Möglichkeit geben, sich jederzeit melden zu können. „Da wir uns durchaus der Tatsache bewusst waren, dass nicht nur Betroffenheit ausgelöst werden wird, sondern in weiten Bereichen wohl auch Empörung und Unglauben, haben wir dieses Vorgehen auch mit den uns bereits namentlich bekannten Betroffenen abgesprochen“, so Murr.
18 Betroffen haben sich bislang gemeldet
Bis April 2023 hat das Bistum Passau von 18 Betroffenen sexuellen Missbrauchs durch Pater Norbert Weber erfahren. „Sieben Betroffene haben einen Antrag auf Anerkennungsleistungen gestellt, die das Bistum Passau bei der Unabhängigen Kommission für Anerkennungsleistungen eingereicht hat. Von ihnen wurden fünf bereits behandelt. Bislang wurden insgesamt 39.000,00 Euro ausbezahlt“, berichtete Murr. „Zeitgleich mit der Veröffentlichung im Bistum Passau erfolgte auch im Bistum Würzburg ein Aufruf hinsichtlich des Einsatzes von Pater Norbert Weber im Zeitraum 1965 – 1968. Von dort wurde uns aktuell mitgeteilt, dass sich niemand im Bistum Würzburg dazu gemeldet habe.“
Beleuchtet wurden in dem Bericht zudem das Vorgehen des Paters sowie die Tatsache, dass einigen der Betroffenen damals nicht geglaubt wurde, als sie sich an Vertrauenspersonen wandten. Die Veröffentlichung habe Betroffenen geholfen, sich zu melden. Es sei davon auszugehen, dass es weitere Betroffene gebe, die es bislang nicht wagten, sich zu melden. „Es gibt ein nicht greifbares Dunkelfeld“, so Murr.
Manche Berichte machten auch deutlich, dass wohl eine Vielzahl von Menschen von der Neigung Pater Norberts geahnt, wenn nicht sogar davon gewusst haben mussten. Die Veröffentlichung des Klarnamens von Pater Norbert Weber sei im Hinblick auf die angestrebte ehrliche und schonungslose Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs unumgänglich gewesen, wenngleich sich „Bewunderer und Freunde von Pater Norbert Weber in hohem Maße erschüttert und verstört zeigten“.
Werke von Norbert Weber werden nicht mehr gespielt
Als weitere Folgen dieser Veröffentlichung habe es sich auch als notwendig erwiesen, die Betrachtung und den Umgang mit dem Nachlass und dem Gedenken an den Täter, Pater Norbert Weber, zu überprüfen. Hierzu wurde der örtliche Betroffenenbeirat befragt, der sich unter anderem gegen die Entfernung des Grabsteins von Norbert Weber ausgesprochen hat. Die Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker des Bistums Passau haben sich gemeinsam für eine Solidarität mit den Betroffenen ausgesprochen und verzichten darauf, Werke von Pater Norbert Weber zu spielen. Diese Entscheidung werde vom Bistumsrat einstimmig unterstützt.
Weber war von 1961 bis kurz vor seinem Tod im Jahr 2000 in der Wallfahrtsseelsorge auf dem Passauer Mariahilfberg tätig, unterbrochen durch eine Kaplanszeit von 1965 bis 1968 in Franken. Den Hinweisen zufolge hat er die ihm vorgeworfenen Straftaten seit den 1960er Jahren bis in die späten 1990er Jahre verübt. Laut Mitteilung war der Ordensmann auch mit der Ministrantenarbeit beauftragt. 1968 wurde er zusätzlich als Referent für Kirchenmusik vom Bistum Passau angestellt, 1974 zum Kirchenmusikdirektor befördert. In dieser Eigenschaft unterrichtete Weber Kinder und Jugendliche.