Bischof Bonny: Kirche braucht mehr Weltoffenheit

Der Antwerpener Bischof Johan Bonny (67) hat die katholische Kirche zu mehr Weltoffenheit aufgerufen.
Der Antwerpener Bischof Johan Bonny (67) hat die katholische Kirche zu mehr Weltoffenheit aufgerufen. Kirche dürfe sich nicht hinter Verboten verstecken, sagte Bonny am Dienstagabend in Bonn, wo er die Ehrendoktorwürde der Katholisch-Theologischen Fakultät erhielt. Statt von der Rückkehr in eine untergegangene christliche Gesellschaft zu träumen, komme es darauf an, von Mitmenschen zu lernen und den Glauben in einer nichtchristlichen Umgebung zu leben.

Bischof Dr. Johan Bonny während der letzten Synodalversammlung.–Foto: © Synodaler Weg/Maximilian von Lachner

Der Antwerpener Bischof Johan Bonny (67) hat die katholische Kirche zu mehr Weltoffenheit aufgerufen. Kirche dürfe sich nicht hinter Verboten verstecken, sagte Bonny am Dienstagabend in Bonn, wo er die Ehrendoktorwürde der Katholisch-Theologischen Fakultät erhielt. Statt von der Rückkehr in eine untergegangene christliche Gesellschaft zu träumen, komme es darauf an, von Mitmenschen zu lernen und den Glauben in einer nichtchristlichen Umgebung zu leben.

Bonny setzt sich seit Jahren für eine Segensfeier für homosexuelle Paare ein. Die dazu 2022 veröffentlichten Leitlinien der flämischen Bischöfe sieht er auf einer Linie mit Papst Franziskus, der die Eigenverantwortung der Bischöfe unterstütze.

Bonny zieht Vergleich mit Babylon

Der Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn, Jochen Sautermeister, würdigte den belgischen Bischof mit den Worten: „Sie sagen laut, was viele Menschen sich seit langem erhoffen und von der Kirche erwarten. Sie haben keine Angst, sich der Realität und Lebenswirklichkeit von Menschen zu stellen, wie auch immer diese aussehen mag.“ Theologisch fundiert kämpfe Bonny gegen eine kirchliche Diskriminierung von Menschen mit unterschiedlichen Lebensentwürfen, so der Moraltheologe Sautermeister.

In seiner Rede führte Bonny den innerkirchlichen Konflikt zwischen Konservativen und Reformern auf zwei Konzepte zurück, die sich bereits im Babylonischen Exil des Volkes Israel im sechsten Jahrhundert vor Christus bildeten: Die eine Gruppe wollte sich nicht in die babylonische Gesellschaft integrieren, sondern träumte von einer Rückkehr nach Jerusalem. Die andere Gruppe fand in der Fremde eine neue Heimat und lebte dort ihren jüdischen Glauben. Diese zweite Gruppe habe Jahrhunderte später maßgeblich zur Ausbreitung des Christentums in der Region beigetragen, so Bonny. Der Bischof hatte vor einigen Wochen das antike Babel im heutigen Irak besucht.

kna