Vorwürfe gegen Kardinal Ouellet im eigenen Verleumdungsprozess

Im Verleumdungsprozess, mit dem sich der ehemalige Kurienkardinal Marc Ouellet gegen Vorwürfe sexuellen Fehlverhaltens wehrt, gibt es neue Anschuldigungen gegen ihn.
Im Verleumdungsprozess, mit dem sich der ehemalige Kurienkardinal Marc Ouellet gegen Vorwürfe sexuellen Fehlverhaltens wehrt, gibt es neue Anschuldigungen gegen ihn.

Kardinal Marc Ouellet –Foto: Giansa25/CC BY-SA 3.0

Im Verleumdungsprozess, mit dem sich der ehemalige Kurienkardinal Marc Ouellet gegen Vorwürfe sexuellen Fehlverhaltens wehrt, gibt es neue Anschuldigungen gegen ihn. Ouellet (79), ehemaliger Erzbischof von Quebec und bis zur Pensionierung im Januar Leiter der vatikanischen Bischofsbehörde, hatte im Dezember eine Schadenersatzklage wegen Verleumdung gegen eine Frau eingereicht, die behauptet, von ihm unsittlich berührt worden zu sein. Die Anwälte der Beklagten Pamela G. verwiesen am Dienstag vor Gericht in Quebec auf ähnliche Anschuldigungen von zwei weiteren Frauen, wie Radio Canada berichtet.

In dem Verfahren geht es laut Klageschrift um 100.000 Dollar Schadenersatz. Der kanadische Geistliche, ehemals ein enger Vertrauter von Papst Franziskus, wies die Vorwürfe von Anfang an zurück.

Im Rahmen ihrer Verteidigung reichten die Anwälte von Pamela G., einer früheren Pastoralreferentin im Erzbistum Quebec, Briefe von zwei Frauen ein, die ebenfalls behaupten, unangemessenen Handlungen durch Ouellet ausgesetzt gewesen zu sein.

Die erste Zeugin berichtete von einem Vorfall, der sich vor einer Sonntagsmesse 1992 in Montreal abgespielt habe, wo sie für die Vorbereitung der Bücher zuständig gewesen sei. Zelebrant Ouellet sei hinter sie getreten und habe sein Becken an ihr gerieben. Seine Hände habe er auf dem Tisch zu ihren beiden Seiten abgestützt, so dass sie sich nicht habe befreien können. Sie sei „auf der Stelle erstarrt“, so die Frau.

Die zweite Zeugin schildert in Briefen an Papst Franziskus und Ouellet selbst, sie habe nach einer ersten Begegnung bei einem Sommercamp 2004 mit dem Bischof eine recht regelmäßige Korrespondenz geführt und sich „irgendwie wie seine Enkelin“ gefühlt. Das habe sich bei einer Party 2014 geändert, als der Kardinal angeblich einen 50-Dollar-Schein in ihre Weste stecken wollte, sich aber nach ihrem Gefühl eher ihrer Brust nähern wollte. „Ich erstarrte auf der Stelle, und er hörte auf“, so die Frau. Danach habe sie sich an einen anderen ähnlichen Vorfall erinnert.

Ouellet ist seit August 2022 von einer Missbrauchs-Sammelklage gegen das Erzbistum Quebec betroffen. Sein Name steht auf einer Liste mit 88 beschuldigten Geistlichen. Es handelt sich um eine Zivilklage von mehr als 100 Personen, die seit 1940 von Priestern und anderen Kirchenmitarbeitern sexuell missbraucht worden sein sollen – die meisten als Minderjährige.

Der Kanadier verweist darauf, dass Papst Franziskus nach einer Voruntersuchung zu dem Schluss gekommen sei, die vorgebrachten Anhaltspunkte reichten für ein kirchliches Verfahren nicht aus. Mögliches Schmerzensgeld werde er für Opfer sexuellen Missbrauchs unter der indigenen Bevölkerung Kanadas spenden. Die Vorwürfe und deren Kontext hätten ihn schwer getroffen und hinterließen einen „unauslöschlichen“ Abdruck auf seiner Ehre, seinem Ruf und seiner Würde.

Die frühere Pastoralreferentin wirft ihrem damaligen Vorgesetzten „nicht einvernehmliche Berührungen sexueller Art“ vor, darunter etwa Streicheln und leichte Nackenmassagen. Sie habe versucht, ihm aus dem Weg zu gehen. Erst seit 2021 wüssten die zuständigen kirchlichen Beschwerdestellen über die Vorwürfe Bescheid