Theologin: Kirchen dürfen nicht Echokammer der Politik sein

Die Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages (DEKT), Kristin Jahn, hat die Kirchen davor gewarnt, „mehr und mehr zur Echokammer der Politik“ zu werden.
Theologin: Kirchen dürfen nicht Echokammer der Politik sein

Kristin Jahn –Foto: Nancy Jesse/DEKT

Die Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages (DEKT), Kristin Jahn, hat die Kirchen davor gewarnt, „mehr und mehr zur Echokammer der Politik“ zu werden. Jahn kritisierte am Mittwochabend in Karlsruhe, dass der Staat „Verheißungen produziert und die Kirche das Weltgeschehen kommentiert“. Mit Blick auf ihre Kirche sieht sie Anzeichen einer „Aktivistentheologie“. Dann werde die Kanzel zum Richterstuhl, wo gefühlt klar sei, was gut und gerecht sei.

Als Beispiel nannte Jahn eine Erklärung ihrer Kirche zum Tempolimit. Sie betonte, die Kirche dürfe die Gesellschaft nicht polarisieren, sondern müsse Menschen zusammenzuführen. Jahn wörtlich: „Kirche ist der letzte Diskursraum, in dem wir einander begegnen können und zwar vorurteilsfrei.“ Kirche dürfe nur im übertragenden Sinne politisch sein, weil sie von einer Gesellschaft erzähle, die diese Welt übersteige.

Jahn sprach beim Jahresempfang des ökumenischen getragenen Foyers Kirche und Recht. Es organisiert in der Stadt von Bundesverfassungsgericht, Bundesgerichtshof und Generalbundesanwaltschaft Veranstaltungen zu rechtlichen, politischen, philosophischen und theologischen Fragen. Höhepunkt der Arbeit ist der Jahresempfang. Finanziert wird das Foyer in Absprache mit der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und der EKD vom Erzbistum Freiburg und der Badischen Landeskirche.

Die Vizepräsidentin des Bundesverfassungsgerichtes, Doris König, sagte in ihrem Grußwort, Verfassungsordnung und Grundgesetz funktionierten nicht aus sich heraus, sondern seien darauf angewiesen, aus der Mitte der Gesellschaft unterstützt und mit Leben erfüllt zu werden. Für König haben die Kirchen auch in einer diversen Gesellschaft etwas beizutragen. Ihr Verstummen würde die gesellschaftlichen und politischen Debatten ärmer machen.

Die badische Landesbischöfin Heike Springhart warnte in ihrer Ansprache die Kirchen vor einem „Ton moralischer Überhebung, der Illusion von klarem Schwarz und Weiß und einfachen Antworten auf komplexe Fragen“. Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger nannte Jesus einen „Meister im Perspektivwechsel“. Immer wieder sei es ihm gelungen, Menschen in eine neue Blickrichtung hineinzuführen. „Aber er tut das nicht, indem er sie packt und umdreht, er stellt vielmehr Fragen, eröffnet neue Horizonte, indem er Menschen zum Nachdenken bringt.“

kna