Zur Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten gehören seit Freitag auch die Gedenkstätten Leistikowstraße in Potsdam und Lieberose-Jamlitz.
Potsdam – Zur Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten gehören seit Freitag auch die Gedenkstätten Leistikowstraße in Potsdam und Lieberose-Jamlitz. Als größte Einrichtung ihrer Art in Deutschland betreue die Stiftung jetzt sieben Gedenkstätten, die sich an historischen Orten der NS-Verbrechen und später von Unrecht und Gewalt in der Zeit der sowjetischen Besatzungszone und der DDR befinden, teilte die Stiftung am Freitag mit. Weitere Gedenkstätten der Stiftung sind neben anderen auch die Gedenkstätten in Sachsenhausen und Ravensbrück sowie die Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasie-Morde in Brandenburg an der Havel.
Kooperation und Vernetzung stärken
Mit einem Ausbau der Gedenkstätte Lieberose-Jamlitz und einer Erweiterung der Beratungsgremien solle künftig auch die Kooperation und Vernetzung gestärkt werden, erklärte Stiftungsdirektor Axel Drecoll. Dies sei „angesichts eines Erstarkens von Rechtsextremismus, Populismus und Geschichtsrevisionismus ein wichtiges politisches Signal“.
In Jamlitz bestand von 1943 bis 1945 das nationalsozialistische Konzentrationslager Lieberose als Außenlager des KZ Sachsenhausen. Es war mit rund 10.000 überwiegend jüdischen Gefangenen das größte Häftlingslager und zentraler Ort des nationalsozialistischen Völkermords an den europäischen Juden im Raum Berlin/Brandenburg. Häftlinge wurden von hier aus auch nach Auschwitz deportiert. Bei einem Massaker kurz vor Kriegsende wurden hier mehr als 1.300 Menschen erschossen. Nach dem Krieg richtete der sowjetische Geheimdienst das „Speziallager Nr. 6 Jamlitz“ mit mehr als 10.000 Häftlingen ein.
Nationalsozialistisches Konzentrationslager und sowjetisches „Speziallager“
Neben der Gedenkstätte in Weimar-Buchenwald und Oranienburg-Sachsenhausen ist Jamlitz der dritte historische Ort in Deutschland, an dem ein nationalsozialistisches Konzentrationslager nach 1945 als sowjetisches „Speziallager“ genutzt wurde. Die Gedenkstätte war vor der Übergabe an die Stiftung vor allem vom Evangelisch-Kirchlichen Hilfsverein und der Evangelischen Kirchengemeinde Lieberose-Land betreut worden.
Die Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße erinnert an historischer Stelle an das ehemalige zentrale Untersuchungsgefängnis der sowjetischen Militärspionageabwehr. Das Gebäude war vor der Beschlagnahmung durch den sowjetischen Geheimdienst ein Pfarrhaus. Im ersten Nachkriegsjahrzehnt waren neben Sowjetbürgern auch Deutsche inhaftiert, ab 1955 ausschließlich sowjetische Militärangehörige und Zivilisten. Die Zahl der Häftlinge ist den Angaben zufolge bis heute unbekannt, vermutet werden tausende.