Taize-Prior Frere Alois tritt zurück

Der aus Deutschland stammende Frere Alois gibt sein Amt als Leiter der christlichen Taize-Gemeinschaft ab.
Taize-Prior Frere Alois tritt zurück  Taize – Der aus Deutschland stammende Frere Alois gibt sein Amt als Leiter der christlichen Taize-Gemeinschaft ab. Wie die international bekannte ökumenische Bruderschaft mit Sitz in Burgund am Sonntagabend mitteilte, übergibt der 69-Jährige zum Jahresende das Amt des Priors an seinen anglikanischen Mitbruder Frere Matthew (58).

Das Taizé-Kreuz vereint zwei bekannte christliche Symbole: das Kreuz und die Taube. –Foto: Surfnico/CC BY-SA 3.0)

Der aus Deutschland stammende Frere Alois gibt sein Amt als Leiter der christlichen Taize-Gemeinschaft ab. Wie die international bekannte ökumenische Bruderschaft mit Sitz in Burgund am Sonntagabend mitteilte, übergibt der 69-Jährige zum Jahresende das Amt des Priors an seinen anglikanischen Mitbruder Frere Matthew (58).

Der Engländer soll die Aufgabe zum Ersten Advent (3. Dezember) übernehmen, dem Beginn des Kirchenjahres. Zwar unterliege der Prior von Taize keiner Amtszeitbegrenzung, erläuterte Frere Alois. Doch nach 18 Jahren an der Spitze der Gemeinschaft sei es an der Zeit, einen jüngeren Bruder zu ernennen: “Ich halte es für angebracht, meine Aufgabe abzugeben, solange ich nicht durch äußere Umstände dazu gezwungen bin und ich diesen Übergang in Ruhe vorbereiten kann.”

Der am 11. Juni 1954 in Ehingen am Ries geborene Alois Löser wuchs in Stuttgart auf. Seit seinem 19. Lebensjahr lebt der Katholik in Taize. Damals, in den frühen 1970er Jahren, fanden dort die ersten großen europäischen Jugendtreffen statt. 2005 rückte Frere Alois an die Stelle des durch ein Messerattentat getöteten protestantischen Gründers und Priors, Frere Roger Schutz (1915-2005); dieser hatte seine Nachfolge lange zuvor festgelegt.

Über viele Jahre war Frere Alois Koordinator und Quartiermeister für die europäischen Taize-Treffen. Ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit waren nach der politischen Wende von 1989 zahlreiche Reisen nach Mittel- und Osteuropa, wo die Gemeinschaft in den 90er Jahren mehrere Anlaufstationen für Menschen in Not einrichtete.

Frere Alois studierte in Lyon Theologie, ist aber kein Priester. In Taize organisierte er unter anderem die großen Jugendtreffen. Daneben komponierte er einige der geistlichen Gesänge. Ein Erfolgsgeheimnis der Gemeinschaft von Taize sieht Frere Alois in ihrer Einfachheit und im gemeinsamen Gebet. Kennzeichnend ist nach seinen Worten die gemeinsame Ausrichtung auf Gott.

Nachfolger Frere Matthew (Andrew Thorpe) wurde am 10. Mai 1965 im englischen Pudsey geboren. Das Mitglied der anglikanischen Kirche trat 1986 in die Communaute von Taize ein. “Ich habe volles Vertrauen, dass er die Kontinuität sicherstellen, die geeigneten Initiativen ergreifen und damit unserer Communaute helfen wird”, so Frere Alois.

Der in den 1940er Jahren gegründeten Taize-Bruderschaft gehören aktuell etwa 100 Männer an, die aus unterschiedlichen christlichen Kirchen stammen. Sie verpflichten sich zu Ehelosigkeit, einfachem Lebensstil und regelmäßigem Gebet.

Taize wurde in den vergangenen Jahrzehnten zu einem beliebten Treffpunkt für christliche Jugendliche aus Frankreich, Deutschland und ganz Europa. Jährlich kommen Tausende Kinder, Jugendliche und Familien für teils mehrwöchige Aufenthalte, die von Gebet, Gottesdienst und religiösem Austausch geprägt sind. Bekannt ist die Gemeinschaft auch für ihre eingängigen religiösen Lieder.

2019 geriet Taize in eine Krise, als bekannt wurde, dass Mitglieder der Bruderschaft sexuelle Übergriffe begangen hatten. Zuletzt versicherte die Gemeinschaft im Dezember, weiter entschieden gegen alle Formen geistlichen und sexuellen Missbrauchs vorgehen zu wollen. In einer Erklärung drückte Prior Frere Alois sein Bedauern darüber aus, dass “der Mangel an Transparenz und Entschiedenheit im Umgang mit diesen Fällen” den Schmerz Betroffener noch verstärkt habe. “Das Geschehene ist für uns unannehmbar und skandalös und bewahrt uns vor jeglicher Idealisierung unserer Gemeinschaft”, betonte er.

Von Alexander Pitz und Alexander Brüggemann