Italien erinnert ab diesem Sonntag mit mehreren Veranstaltungen an den Brückeneinsturz in Genua vor fünf Jahren, bei dem Dutzende Menschen ums Leben kamen.
Rom/Genua – Italien erinnert ab diesem Sonntag mit mehreren Veranstaltungen an den Brückeneinsturz in Genua vor fünf Jahren, bei dem Dutzende Menschen ums Leben kamen. Die Aufarbeitung der Katastrophe ist derweil immer noch nicht abgeschlossen. Auch eine geplante Gedenkstätte ist unvollendet.
Bei den offiziellen Zeremonien wird Verkehrsminister Matteo Salvini die Regierung vertreten. Zudem sollen mehrere Messen gefeiert werden, Genuas Erzbischof Marco Tasca ist ebenfalls beteiligt. Wie schon in den vergangenen Jahren ertönen zum Zeitpunkt des Unglücks Schiffssirenen im Hafen, dazu läuten die Glocken aller Kirchen im Erzbistum.
Am 14. August 2018 war um 11.36 Uhr ein Fahrbahnabschnitt der Stadtautobahnbrücke in Genua, der sogenannten Morandi-Brücke, eingestürzt. Er riss Autos und Lastwagen mit sich und begrub Dutzende Häuser unter sich. 43 Menschen starben, zahlreiche weitere wurden verletzt, rund 600 verloren ihr Zuhause.
Während der Bau einer neuen Brücke nur knapp zwei Jahre dauerte, begann der Prozess gegen mögliche Verantwortliche erst vor einem Jahr. Die mutmaßlichen Straftaten sind mehrfache fahrlässige Tötung, Gefährdung des Straßenverkehrs, Amtspflichtverletzung und Dokumentenfälschung. Laut Gutachtern waren Mängel an der Brücke schon seit Anfang der 1990er Jahre bekannt. Mit korrekten Kontrollen und Wartungsarbeiten hätte das Unglück demnach wahrscheinlich verhindert werden können.
Betreiber der Brücke war die Autobahngesellschaft Aspi. Sie wurde 1999 privatisiert und lag in den Händen der für ihre Modemarke bekannten Familie Benetton. Nach dem Einsturz kaufte der italienische Staat die Anteile im Jahr 2021 zurück. Zuletzt gab ein Manager des damaligen Betreibers vor Gericht an, seit 2010 von der Einsturzgefahr gewusst, aber nichts unternommen zu haben.
Aspi und die zuständige Wartungsfirma vermieden mit einer Vergleichszahlung von 30 Millionen Euro weitere juristische Auseinandersetzungen. Der Prozess gegen andere Beschuldigte geht weiter. Derweil befürchtet der zuständige Richter eine Verjährung noch vor Ende des Verfahrens: Bei einer Befragung aller Zeugen und Angeklagten würde allein ihre Anhörung bis Ende 2025 dauern.