Bundespräsident an Lukaschenko in Belarus: Wir schauen nicht weg

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko zum Schutz der inhaftierten Oppositionellen im Land aufgerufen.
Bundespräsident an Lukaschenko in Belarus: Wir schauen nicht weg

Frank-Walter Steinmeier. –Foto: © Gints IvuskansDreamstime.com

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko zum Schutz der inhaftierten Oppositionellen im Land aufgerufen. „Ihr Regime ist verantwortlich für das Leben dieser Menschen. Wir schauen nicht weg. Wir vergessen Maria Kolesnikowa und Maxim Znak und all die anderen nicht“, sagte Steinmeier laut Redemanuskript am Mittwochabend in Berlin.

Steinmeier äußerte sich bei einem Kulturabend „Von Verlust und Zuflucht. Exil“ in Schloss Bellevue. Dabei sagte der Bundespräsident, es gebe aus der deutschen Geschichte „eine besondere Verpflichtung, denen, die in ihrer Heimat politisch verfolgt, ihrer Rechte beraubt, die fliehen und ins Exil gehen müssen, eine sichere Heimstatt zu gewähren“. In der Zeit des Nationalsozialismus seien viele Künstlerinnen, Künstler und Intellektuelle gezwungen gewesen, ihre deutsche Heimat zu verlassen. „Die deutsche Geschichte des vergangenen Jahrhunderts, und gerade die deutsche Kulturgeschichte, ist wesentlich eine Geschichte der Emigration, des Exils“, sagte Steinmeier.

Die Heimat verlassen und ins Exil gehen zu müssen, sei aber auch „ein uraltes Trauma der Menschheit“. Auch die drei großen Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam beriefen sich im gemeinsamen Urvater Abraham auf einen Emigranten, sagte Steinmeier. „Schon ganz am Anfang der Menschheitsgeschichte steht also die Erfahrung des Exils, der Heimatlosigkeit, des Lebens in der Fremde.“ Wenn jemand in der Fremde eine neue Heimat suchen müsse, „dann soll er offene Arme, offene Herzen finden“, erklärte Steinmeier. „Wenn er schon seine Herkunft verlassen musste, dann soll ihm doch eine Zukunft, eine gute Zukunft möglich sein – auf Zeit oder für sein ganzes weiteres Leben“.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung in Schloss Bellevue standen „Exilerfahrungen von Künstlerinnen und Künstlern und insbesondere ihr literarisch-künstlerisch-intellektueller Umgang mit dem Verlust ihres Sprachraums, des Sprachpublikums und sprachlich vermittelter Identität“, wie das Bundespräsidialamt mitteilte. Unter anderem waren Beiträge vorgesehen von der in Rumänien aufgewachsenen Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller, dem in Sri Lanka geborenen Schriftsteller, Philosophen und Theologen Senthuran Varatharajah, der im deutschen Exil lebenden türkischen Schriftstellerin Asli Erdogan, dem syrischen Schriftsteller Yassin al-Haj Saleh sowie der ukrainischen Essayistin Kateryna Mishchenko.

kna