Jimmy Carter: Familie rechnet mit baldigem Tod des Ex-Präsidenten

Der Gesundheitszustand von Jimmy Carter (98) hat sich weiter verschlechtert. Seine Familie bereitet die Öffentlichkeit auf das Ableben des 39. US-Präsidenten vor.
Der Gesundheitszustand von Jimmy Carter (98) hat sich weiter verschlechtert. Seine Familie bereitet die Öffentlichkeit auf das Ableben des 39. US-Präsidenten vor.

Jimmy Carter im Jahr 2016. –Foto: Glenn Nagel | Dreamstime.com

Am Freitag gab es noch einmal etwas zu feiern in dem bescheidenen Ranch-Haus der Carters in Plains im US-Bundesstaat Georgia. Die Familie kam für den 96. Geburtstag der früheren First Lady, Rosalynn Carter, zusammen. Es gab Cupcakes und Erdnuss-Eiscreme. Kurz darauf vertraute Enkel Josh dem People-Magazin an, dass Großvater Jimmy „das letzte Kapitel“ seines Lebens aufgeschlagen habe.

Die Carters feierten im Juli ihren 77. Hochzeitstag

„Sie halten immer noch einander ihre Hände“, gab der Enkel Einblick in den Umgang des Ehepaares, das im vergangenen Monat seinen 77. Hochzeitstag beging. Die beiden lernten sich 1945 in der First-Baptist-Kirche von Plains kennen und heirateten ein Jahr später. „Sie haben seitdem alles gemeinsam geteilt“, beschreibt Josh die enge Beziehung seiner Großeltern, die vielen als Vorbild für ein gelungenes Eheleben dient.

Die beiden zogen gemeinsam ihre vier Kinder auf. Sie bewirtschafteten die Erdnussfarm, bevor man in die Gouverneursvilla des Südstaates und schließlich 1977 ins Weiße Haus übersiedelte. Nach dem Ausscheiden aus der Politik engagierte sich das Ehepaar Carter gemeinnützig für die Friedensorganisation Carter Center und in ihrer Kirchengemeinde. Zuletzt kämpften sie mit ihren gesundheitlichen Herausforderungen – er mit einer Krebserkrankung, sie mit Demenz.

Für Hospizversorgung entschieden

„Es ist wunderbar zu sehen, wie die beiden immer noch zusammenstehen“, sagt der 39-jährige Enkel über seine Großeltern, die offen mit ihren Erkrankungen umgehen. Im Februar informierte das Carter Center die Öffentlichkeit darüber, dass der ehemalige Präsident keine weitere Behandlung mehr will, sondern sich für eine Hospizversorgung entschieden hat. Im Mai wurde mitgeteilt, dass Rosalynn an Demenz leide.

In gewisser Weise schließt sich mit der Diagnose ein Kreis, der mit Rosalynns Engagement für eine bessere Fürsorge für Menschen mit mentalen Erkrankungen begann. Sie machte sich dafür bereits an der Seite ihres Mannes an der Spitze des Südstaates stark. Als First Lady setzte sie sich auch für den Mental Health Systems Act von 1980 ein, der Kommunen hilft, Ressourcen für den Umgang mit mentalen Erkrankungen zur Verfügung zu stellen.

Josh berichtete gegenüber „People“, dass seine Großmutter „immer noch weiß, wer wir sind und die Familie erkennt“. Sie begleite ihren Mann in der letzten Phase seines Lebens. Was genau der Anlass dafür war, warum die Familie die Amerikaner auf den Tod des ehemaligen Präsidenten vorbereitet, blieb unklar. Dem Vernehmen nach musste er zuletzt wiederholt im Krankenhaus versorgt werden.

„Er ist immer noch ganz Jimmy Carter“

Im März hatte Carter Präsident Joe Biden darum gebeten, nach seinem Ableben die Totenrede für ihn zu halten. Die beiden verbindet eine lange Freundschaft, die bis in die Anfangstage Bidens im Kongress zurückreicht. Als Carter ihn 2020 im Rennen gegen Donald Trump unterstützte, erinnerte er daran, dass Biden sein „erster und effektivster Unterstützer“ im Senat gewesen sei.

„Er ist immer noch ganz Jimmy Carter“, beschreibt Josh das Befinden des Großvaters, der bis ins hohe Alter hinein in der Sonntagsschule seiner Kirche unterrichtete und beim Bau von Häusern für die Organisation „Habitat for Humanity“ mithalf. Mit fast 99 Jahren spüre er die Liebe und Zuneigung, die ihm von vielen Menschen täglich zuteil werde, so der Enkel. Doch nun sei Jimmy „einfach nur müde.“

Von Bernd Tenhage (KNA)