Weltkirchenratschef für Gemeinsames Abendmahl

Weltkirchenratspräsident Heinrich Bedford-Strohm drängt darauf, dass die christlichen Kirchen schneller zusammenrücken. Insbesondere spricht er seit für einen gemeinsamen Empfang des Abendmahls aus.
Weltkirchenratspräsident Heinrich Bedford-Strohm drängt darauf, dass die christlichen Kirchen schneller zusammenrücken. Insbesondere spricht er seit für einen gemeinsamen Empfang des Abendmahls aus.

Heinrich Bedford-Strohm (Foto: Spernol)

Weltkirchenratspräsident Heinrich Bedford-Strohm drängt darauf, dass die christlichen Kirchen schneller zusammenrücken. Im Interview mit domradio.de sprach er sich am Mittwoch insbesondere für einen gemeinsamen Empfang des Abendmahls aus.

Bedford-Strohm: Institutionelle Grenzen überwinden

Er wünsche sich, dass alle institutionellen Grenzen, die es noch zwischen den Konfessionen gebe, überwunden würden, sagte der frühere Ratspräsident der Evangelischen Kirche in Deutschland. „Insbesondere aber auch, dass eine Gemeinsamkeit im Empfang des Abendmahls, der Eucharistie möglich wird. Dass dies so bald wie möglich möglich wird.“

Dabei sollten nicht die unterschiedlichen Traditionen zu seiner Soße zusammengerührt werden, sagte der Chef des Ökumenischen Rates der Kirchen. „Das ist ein großer Reichtum unserer konfessionellen Traditionen. Aber sie führen alle auf den einen Herrn Jesus Christus hin, und sie dürfen sich nie an die erste Stelle setzen, sondern sie müssen immer verstanden werden als Türen hin auf dem Weg zu Jesus Christus.“

Verlagerung vom Norden in den Süden

Mit Blick auf den wachsenden Einfluss pfingstkirchlicher Gruppen sagte Bedford-Strohm, der Weltkirchenrat habe begonnen, Grenzen zu ihnen zu überwinden. Diejenigen unter den Pfingstkirchen, die nicht nach Gut-Böse-Schemata, sondern theologisch basiert dächten, näherten sich immer stärker an den Weltkirchenrat an. „Wir haben da ganz spannende Gespräche.“

Zugleich zeige sich, dass es im Weltkirchenrat (ÖKR) eine Verlagerung vom Norden in den Süden gebe. Für die Kirchen in Europa sei es ganz wichtig, diese weltweite Dimension der Christenheit deutlicher wahrzunehmen. Das Christentum im Süden wachse.

Weltkirchenrat pocht auf Dialog mit russisch-orthodoxer Kirche

Der Weltkirchenrat setzt weiter auf einen Dialog mit der russisch-orthodoxen Kirche, um eine friedliche Lösung für die Ukraine vorzubereiten. „Ich glaube, es wäre genau falsch, jetzt die russisch-orthodoxe Kirche auszuschließen“, sagte Heinrich Bedford-Strohm. Er setze darauf, dass die christlichen Kirchen eine besondere Möglichkeit hätten, die verfestigten ideologischen und oft auch theologisch begründeten Gegensätze zu überwinden.

Alle gesellschaftlichen Gruppen, die Verbindungen nach Russland hätten, sollten dort das Gespräch suchen. Es komme darauf an, „dass wir der Putin-Propaganda auch was entgegensetzen können, dass andere Informationen auch nach Russland reinkommen, dass wir die zivilgesellschaftlichen Möglichkeiten zu nutzen versuchen, um endlich aus dieser schrecklichen Gewalt herauszukommen.“ Der Weltkirchenratspräsident erläuterte, dass ein Runder Tisch von Kirchenvertretern aus Russland und der Ukraine Ende Oktober in Genf zusammenkommen solle. „Wir wissen noch nicht, ob es gelingen wird, aber es ist grundsätzlich von den Kirchen eine Offenheit erklärt worden.“

Frage von Krieg und Frieden weltweit virulent

Bedford-Strohm betonte zugleich, dass viele Mitgliedskirchen des ÖRK sehr deutlich machten, dass die Frage von Krieg und Frieden gerade nicht nur in Europa, sondern in vielen Teilen der Welt virulent sei. Der Blick dürfe nicht nur auf die Ukraine verengt werden. „Und wenn wir über die Militärkosten des Krieges in der Ukraine sprechen, dann schwingt hier immer mit, was das für die Menschen in anderen Teilen der Welt bedeutet. Der Getreidepreis steigt durch die Auseinandersetzung und natürlich werden auch Unsummen für Militär verwendet, die dringend für Entwicklung gebraucht werden.“

Trotzdem habe der Weltkirchenrat in aller Klarheit gesagt, dass die russische Invasion ein illegaler und ein unmoralischer Krieg sei – ohne dass die russisch-orthodoxen Delegierten das blockiert hätten. „Das war ein gewichtiges Zeichen. Und von dieser Basis her versuchen wir auch wegen der weltweiten Verantwortung Friedensinitiativen zu starten, die vielleicht wenigstens die Tür ein Stück weit öffnen können, damit endlich die Militärlogik überwunden wird und wir nachdenken können über Wege raus aus der Gewalt.“

Der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland äußerte sich zum 75. Jahrestag der Gründung des Weltkirchenrats, der vom 22. August bis zum 4. September 1948 erstmals in Amsterdam zusammentrat.