Autorin Feldman sieht „zwanghaftes Verhältnis“ zum Judentum

Die Bestsellerautorin Deborah Feldman (37) hat in Deutschland ein „zwanghaftes Verhältnis“ zum Judentum ausgemacht.
Autorin Feldman sieht "zwanghaftes Verhältnis" zum Judentum

Deborah Feldman –Foto: Alexa Vachon

Die Bestsellerautorin Deborah Feldman (37) hat in Deutschland ein „zwanghaftes Verhältnis“ zum Judentum ausgemacht. „Es ist so überladen. Wir Juden werden mit Projektionen überhäuft“, sagte sie im „Spiegel“-Interview (Samstag) anlässlich ihres neuen Buches „Judenfetisch“. „Als ich einen Begriff dafür hatte, fing ich an, darauf zu achten, und sah es auf einmal überall. Wie geprägt der deutsche Alltag durch den Judenfetisch ist – insbesondere für eine Jüdin wie mich.“

Deutschland sei bereit, sehr viel Geld auszugeben, um wieder eine jüdische Gemeinde zu haben. „Und solange dieses Geld fließt, wird auch jemand da sein, der es nimmt und den Deutschen das gibt, was sie so gern wollen: ein ‚lebendiges‘ Judentum“, so Feldman, die seit etwa zehn Jahren in Berlin lebt. Dieses Geld schaffe jedoch vor allem Abhängigkeiten und Begehrlichkeiten. „Das Geld wird keine authentische jüdische Gemeinde schaffen. Im Gegenteil.“ Es gebe keine Gemeinschaft, sondern viel Streit.

Judentum in Deutschland sei „eine identitätsstiftende Performance, für Deutsche wie für Juden“. In den USA dagegen gingen Jüdinnen und Juden eher ungezwungen mit ihrer Identität um, sagte Feldman. „Vielleicht könnte man sagen, die amerikanischen Juden wollen ihre jüdische Identität auf eine gefälligere Art und Weise mit ihrer amerikanischen verbinden.“ Viele sähen sich zuerst als amerikanisch an. „Daraus entsteht oft eine gewisse kulturelle Entfremdung, aber damit fühlen sich viele amerikanische Juden wohl.“

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gebe ihr Hoffnung, sagte Feldman. „Er steht dafür, wie man jüdisch sein und heldenhaft handeln kann, ohne dass das Jüdische dabei eine Rolle spielt. Das ist für mich eine Erlösung.“ Feldman ist Autorin des Bestsellers „Unorthodox“ (2012) und erzählt darin, wie sie sich aus einer strengreligiösen jüdischen Gemeinschaft in New York gelöst hat.

kna