Nahost-Experte: Christen aus Syrien wandern zunehmend ab

Der Nahost-Experte Matthias Vogt sieht mit Sorge, dass fortschreitend Angehörige der christlichen Minderheiten aus Syrien und benachbarten Ländern auswandern.

Der Nahost-Experte Matthias Vogt sieht mit Sorge, dass fortschreitend Angehörige der christlichen Minderheiten aus Syrien und benachbarten Ländern auswandern. Vor dem Krieg 2011 habe der Anteil der Christinnen und Christen in Syrien noch sechs Prozent betragen, inzwischen seien es nur noch zwei Prozent der Bevölkerung, sagte Vogt dem „missio magazin“. Die Zeitschrift erscheint beim internationalen katholischen Hilfswerk missio München.

Erbeben war willkommener Anlass

Vogt ist Generalsekretär des „Deutschen Vereins vom Heiligen Land“. Seiner Ansicht nach wird der Regimewechsel in Syrien, auf den viele, auch westliche Länder, gesetzt hätten, nicht kommen. Das schwere Erdbeben Anfang des Jahres sei für manche Staaten ein willkommener Anlass gewesen, die diplomatischen Beziehungen zur Regierung von Baschar al-Assad zu normalisieren. „An den Fronten ist der Konflikt eingefroren. Es ist kein Krieg und es ist kein Frieden“, so der Experte.

Die Menschenrechtslage bleibe weiter sehr schlecht; oppositionelle Gruppen würden permanent verfolgt, erklärte Vogt. Die wirtschaftliche Not sei in aller Munde: „Die Bischöfe sprechen von einer ‚Bombe der Armut‘, die über die Menschen gekommen ist.“ Viele Menschen wüssten nicht mehr, wie sie ihr tägliches Brot verdienen sollten. Daran tragen nach Analyse von Vogt auch die weiter bestehenden Wirtschaftssanktionen der internationalen Gemeinschaft eine Mitschuld. Diese beträfen zwar die Regierung sowie Profiteure des Regimes, aber es sei offensichtlich, dass sie den allgemeinen wirtschaftlichen Stillstand mitverantworteten.

Menschenrechtslage bleibt schlecht

Dem Vorwurf, die christlichen Gemeinden in Syrien hätten eine zu große Nähe zum Regime von Assad, entgegnete Vogt, dass es zu ihrer Haltung wenig Alternativen gebe. „Natürlich sind Minderheiten immer besonders auf Stabilität angewiesen. Gerade, wenn sie sich durch Islamisten bedroht fühlen. Da müssen die Kirchen vor Ort oft Kompromisse eingehen oder sogar bis zu einem gewissen Punkt mit diesen Regimen zusammenarbeiten, um humanitäre Hilfe leisten zu können, um zu überleben.“

Syrien ist eines von drei Beispielländern, wenn im Oktober der „Monat der Weltmission“ begangen wird. Zu den Veranstaltungen von missio München werden Gäste aus Ägypten, Syrien und dem Libanon erwartet. Die Kampagne steht unter dem biblischen Leitwort „Ihr seid das Salz der Erde“. Partnerbistum ist die Diözese Speyer, dort wird am 22. Oktober mit dem „Sonntag der Weltmission“ der bundesweite Abschluss der Aktionen gefeiert.

kna