Die Bischöfe der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche (UGKK) haben in Rom ihre jährliche Synodenversammlung begonnen.
Kiew/Rom – Die Bischöfe der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche (UGKK) haben in Rom ihre jährliche Synodenversammlung begonnen. Die 45 Bischöfe aus Europa, den USA, Kanada, Brasilien, Argentinien und Australien beraten angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine über Seelsorgefragen, wie die größte katholische Ostkirche mitteilte. Während der bis 13. September dauernden Versammlung ist auch eine Begegnung mit Papst Franziskus vorgesehen.
Das Oberhaupt der UGKK, Kiews Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk, würdigte Franziskus in einer Videobotschaft am Sonntagabend als „Meister des Zuhörens“. Der Papst werde eigens die Zeit der Begegnung mit den ukrainischen Bischöfen verlängern, um ihnen zuzuhören. „Gleichzeitig erwarten wir von ihm eine Geste gegenüber unserem leidgeprüften Volk, die ausdrucksvoller sein wird als Hunderte von gesprochenen oder geschriebenen Worten“, so Schewtschuk.
Vor kurzem hatten Äußerungen des Papstes bei einer katholischen Jugendveranstaltung in Russland Empörung in der Ukraine hervorgerufen. Franziskus, der per Video-Übertragung an dem Event in Sankt Petersburg teilnahm, rief die russischen Jugendlichen auf, ihr Erbe nicht zu vergessen. „Ihr seid Erben des großen Russlands: des großen Russlands der Heiligen, der Könige, des großen Russlands von Peter dem Großen, von Katharina II.“, sagte er. „Ihr seid Erben der großen Mutter Russland, macht weiter damit.“
Dem Papst wurde daraufhin vorgeworfen, er verbreite russisches Großmachtdenken und Propaganda. Vatikan-Sprecher Matteo Bruni erklärte, Franziskus habe mit seinen spontan formulierten Worten russische Jugendliche ermutigt, das beizubehalten, was es an Positivem im großen kulturellen und geistlichen Erbe Russlands gebe. Die imperialistischen Konzepte und die Persönlichkeiten früherer Epochen habe er damit in keiner Weise loben wollen.
Auch die römisch-katholische und griechisch-katholische Kirche in der Ukraine kritisierten die Ausführungen. Die Worte über das große Russland Peters des Großen und Katharinas der Großen hätten in der ukrainischen Gesellschaft eine tiefe Enttäuschung verursacht, betonte Schewtschuk vor einer Woche. Sie seien ein „schlimmes Beispiel für Imperialismus und extremen russischen Nationalismus“. Schewtschuk feiert am Sonntag im Petersdom einen Gottesdienst mit den in Rom versammelten Bischöfen seiner Kirche.
Zur ukrainischen griechisch-katholische Kirche bekennen sich nach Angaben des Vatikan weltweit rund 4,5 Millionen Christen. In der mehrheitlich orthodoxen Ukraine ist etwa jeder zehnte Einwohner griechisch-katholisch. Mehr als die Hälfte der Bistümer der Kirche bestehen im Ausland, allein zwölf in Nord- und Südamerika.