Jericho könnte Unesco-Welterbestätte werden

Tel al-Sultan, das alte Jericho, könnte bald als palästinensische Welterbestätte auf der Liste der Unesco stehen.

Tel al-Sultan, das alte Jericho, könnte bald als palästinensische Welterbestätte auf der Liste der Unesco stehen. Über insgesamt 50 Vorschläge will die UN-Kulturorganisation bei der nächsten Sitzung des Welterbekomitees entschieden, das vom 10. bis 25. September in Riad (Saudi-Arabien) tagt. In Israel, das seit 2019 kein Unesco-Mitglied mehr ist, sorgt die Nominierung für Verstimmung.

Das nördlich der modernen Stadt Jericho gelegene Tel al-Sultan mit einer mehr als 12.000 Jahre alten Geschichte ist laut Unesco „bekannt als die älteste und am tiefsten gelegene Stadt der Welt“. Mit dem Ort werde die antike Stadt Jericho, arabisch Al-Riha, identifiziert. Neue archäologische Funde weisen den Angaben zufolge auf eine „Kontinuität des palästinensischen Erbes seit Jahrtausenden“ hin.

Jericho sei einer der wichtigsten Orte auf der antiken Landkarte des Nahen Ostens sowie Wiege der Zivilisation, so die Kulturorganisation, die auch die biblische Rolle Jerichos hervorhebt. Sollte die Abstimmung in Riad positiv ausfallen, würde sich die antike Stadt zu anderen Unesco-Welterbestätten in Palästina gesellen: Die Geburtskirche und die Pilgerroute von Bethlehem, die Kulturlandschaft im Süden Jerusalems, Battir, sowie die Altstadt von Hebron stehen bereits auf der Liste.

Der israelische Abgeordnete Dan Illouz kritisierte den Vorstoß als Verwischung der biblischen Bedeutung der Stadt und damit „Beleidigung für die Millionen von Juden und Christen in der ganzen Welt“. Eine Aufnahme Jerichos als palästinensische Welterbestätte wäre aus seiner Sicht eine „eklatante Einmischung der Unesco in einen Konflikt“.

Israel hatte nach knapp 70 Jahren Mitgliedschaft im Dezember 2017 seinen Austritt aus der Unesco erklärt, der zum 1. Januar 2019 wirksam wurde. Die Regierung warf der UN-Organisation Unausgewogenheit vor. Israel ist mit neun Stätten auf der Welterbeliste der Unesco vertreten, darunter die Festung Masada am Toten Meer und die Altstadt von Akko und die im Bauhaus-Stil errichtete „Weiße Stadt“ in Tel Aviv. Die Altstadt von Jerusalem und ihre Mauern, 1982 auf jordanischen Antrag aufgenommen, werden ohne Länderzuordnung geführt.

kna