Der Chef des katholischen Osteuropa-Hilfswerks Renovabis, Thomas Schwartz, sieht Europa vor der Herausforderung, seine Freiheit und seine Existenz zu sichern.
München – Der Chef des katholischen Osteuropa-Hilfswerks Renovabis, Thomas Schwartz, sieht Europa vor der Herausforderung, seine Freiheit und seine Existenz zu sichern. Das gelte nicht nur für die Länder und ihre Bürger, sondern auch für die Kirchen und damit für die religiöse Freiheit, sagte Schwartz am Mittwoch in München. In diesem Zusammenhang erinnerte er an ein Wort des heiligen Thomas von Aquin, wonach die Liebe das Maß der Freiheit sei. Denn wo die Liebe groß sei, da sei auch der Raum der Freiheit groß.
An dieser Liebe scheine es aber in den vergangenen Jahren zwischen Ost und West bei der Kirche zu mangeln, erklärte Schwartz zum Auftakt des Internationalen Renovabis-Kongresses. „Da werden die einen als ultrakonservativ, vorkonziliar und menschenfeindlich bezeichnet, den anderen wird vorgeworfen, sie würden den katholischen Glauben verraten und eine ganz andere Kirche wollen, die ihre Herkunft vergessen macht.“
Der Renovabis-Kongress steht in diesem Jahr unter dem Motto „Freiheit, die ich meine. Europa zwischen Aufbruch, Ernüchterung und Bedrohung“. Zu dem bis Donnerstag dauernden Treffen sind mehr als 230 Menschen aus 26 Ländern angereist.
Auch die Linzer Pastoraltheologin Klara-Antonia Csiszar sprach von einer Kluft zwischen den Ortskirchen der neueren und älteren Demokratien in Europa. Seit 2015 seien die Kirchen im Osten in der Phase der Selbstverteidigung gegenüber dem westlichen Liberalismus. Alles habe mit der Flüchtlingskrise begonnen, als die deutsche Willkommenskultur für große Irritationen in Ost- und Mitteleuropa gesorgt habe. An diesem Punkt sei auch Papst Franziskus „ungemütlich“ geworden. Er habe die Katholiken an die Werte der Barmherzigkeit erinnert und für die Aufnahme von Flüchtlingen plädiert.
Zugleich seien in den Kirchen im Westen weitere Themen wie sexualisierter Missbrauch, der Umgang mit queeren Menschen, Zölibat und die Rolle der Frau in den Vordergrund gerückt, so die aus Rumänien stammende Theologin. Dies habe neue Irritationen ausgelöst.
Nach der Wende hätten die Kirchen in Osteuropa sehr viel Unterstützung aus Deutschland erfahren. Nun sollten sie auch einmal ein Ohr und ein Herz für die Sorgen der Kirche in Deutschland haben. „Verstehen wollen, zuhören, zuschauen und manchmal den Mund halten, bevor wir ihnen die Katholizität abstreiten. Das ist doch nicht so schwer.“ Schwartz und Csiszar nehmen beide an der im Oktober im Vatikan stattfindenden Weltsynode teil.