Die Pfarrei St. Hippolytus hat ein neues Gemeindezentrum in einer ehemaliger Kindertagesstätte eröffnet. Genutzt wird die Einrichtung unter anderem von der Kolpingsfamilie Beckhausen-Sutum, die alljährlich bis zu 20 Veranstaltungen auf die Beine stellt.

„Der Umbau ist sehr schön geworden“: Bernhard Lucassen, Vorsitzender der Kolpingsfamilie Beckhausen-Sutum, vor dem neuen Gemeindezentrum. Foto: André Przybyl
Gelsenkirchen. Vor rund zwei Jahren fusionierten die Gelsenkirchener Kolpingsfamilien Beckhausen und Sutum. „Normalerweise verliert man bei einem Zusammenschluss 20 bis 30 Prozent der Mitglieder“, sagt Bernhard Lucassen, Vorsitzender der Gemeinschaft. „Wir haben keinen einzigen verloren.“
Die Kolpingsfamilie Beckhausen-Sutum hat zurzeit 85 Mitglieder und wartet regelmäßig mit einem gut gefüllten Veranstaltungskalender auf. „Wir organisieren 15 bis 20 Veranstaltungen im Jahr“, berichtet Lucassen. „In der Regel sind sie seniorengerecht.“ Alljährlich stehen eine siebentägige Freizeit sowie eine Bildungswoche auf dem Programm. „Eine Wallfahrt nach Kevelaer ist ebenfalls fester Bestandteil unseres Jahresprogramms“, sagt der Kolpingvorsitzende.
Veranstaltungen locken bis zu 80 Besucher an
Die Veranstaltungen würden gut angenommen. „Zwischen 30 und 80 Besucher kommen regelmäßig“, erklärt Lucassen. Dabei gelingt es der Gemeinschaft, auch Außenstehende für die Veranstaltungen zu begeistern. „Im Durchschnitt sind 80 Prozent der Besucher Kolpingmitglieder“, führt Lucassen näher aus. „Der Rest hat aus der Zeitung oder durch unsere Aushänge in den Gemeinden von den Veranstaltungen erfahren.“ Den Nagel auf dem Kopf getroffenen habe die Kolpingsfamilie mit dem Vortrag eines Oberarztes zur Gesundheitsprävention und -förderung. „Der ist auf sehr großes Interesse gestoßen“, freut sich der Vorsitzende. „Auch bei Nicht-Mitgliedern.“
Leicht sind die Umstände nicht, unter denen die Gemeinschaft das Vereinsleben aufrecht erhält. Vor zwei Jahren wurde das Gemeindeheim in Gelsenkirchen-Beckhausen geschlossen. Die letzte Messe in der Kirche St. Liebfrauen fand im Januar dieses Jahres statt. „Wir sind zu den evangelischen Kollegen gewechselt, mit denen wir am 4. Oktober ein Ökumenisches Frühstück veranstalten“, sagt Bernhard Lucassen. Nun wurde eine ehemalige Kindertagesstätte an der Kirche zu einem Gemeindezentrum umgebaut. Hier kann sich die Kolpingsfamilie treffen und einmal im Monat gemeinsam mit anderen Gemeindemitgliedern Gottesdienst feiern. „Der Umbau ist sehr schön geworden“, findet Lucassen.
Ehemaligen Kindergarten zum neuen Gemeinde-Standort umgebaut
Seit dem vergangenen September haben Handwerker und Bauarbeiter den ehemaligen Kindergarten zum neuen Gemeinde-Standort umgebaut. Bis vor gut fünf Jahren sind hier Generationen Beckhausener Kinder ein- und ausgegangen – dann wurde die Kita geschlossen. Kurzfristig diente sie im vergangenen Jahr noch als Notquartier für geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer, bevor die Bauleute Hand an das Gebäude legten. Jüngst hat die Pfarrei St. Hippolytus das neue Gemeindezentrum am Standort St. Liebfrauen eingeweiht.
An die Kita erinnern heute noch die großen Fenster. Die bringen viel Licht in die ehemaligen Gruppenräume, in denen nun Tische und Stühle für Erwachsene stehen. Es gibt einen kleinen Besprechungsraum, einen Gruppenraum, einen großen Saal mit Altar und Fernseher und eine neue Küche. Neben Kolping wollen sich hier auch die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) und die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) treffen. Neben kirchlichen Gruppen „wollen wir uns mit diesem Haus aber auch ganz bewusst in den Stadtteil öffnen“, sagt Pastor Bernd Steinrötter. Das neue Gebäude soll ein „Erlebnisort des Glaubens“ sein, wie die Pfarrei St. Hyppolytus alle ihre Standorte beschreibt – aber eben kein exklusiv katholischer. So hat sich die örtliche SPD-Gruppe schon für Vorstandssitzungen in der Kita getroffen.
Gemeindehaus „bewusst in den Stadtteil öffnen“
Wenn Pastor Steinrötter und Bernd Hiegemann, der als pensionierter RAG-Angestellter nun den Pfarreientwicklungsprozess (PEP) in St. Hippolytus leitet, durch das frisch umgebaute Haus gehen, ist ständig von „Ideen“ die Rede: Eltern-Kind-Kochen in der neuen Küche, Seniorenberatung am Rande von Gruppentreffen der Gemeinde, Kunst und Kultur, die sich in dem neuen Haus treffen … Nicht nur die weißen Wände wirken hier wie ein noch unbeschriebenes Blatt. Auch für das ganze Haus betonen Steinrötter und Hiegemann, dass die Pfarrei nun die Ressource geschaffen habe, die von den Menschen vor Ort mit Leben gefüllt werden müsse. Und da sind die beiden Projektplaner realistisch: Erst die Einschränkungen der Corona-Pandemie, dann die lange Bauphase – „nun müssen wir viele Menschen zurückgewinnen“.
Gerade bei den Gottesdiensten wird sich manches Kirchenmitglied umgewöhnen müssen. Wer die große, 1950 geweihte Liebfrauen-Kirche gewohnt war, findet sich nun in der ehemaligen Kita in einem Raum wieder, der gut 80 Plätze hat – inklusive E-Piano statt Orgel und mobilem Altar, der für Messen nach vorne geschoben wird. „Wir wollen weg von dem Gedanken, wir müssten hier Massen bewegen“, betont Hiegemann. Während sich in vielen großen Kirchen die Messbesucher verlören, würden sie in der St.-Hippolytus-Pfarrei an mehreren kleinen, alternativen Gottesdienstorten wie nun in Liebfrauen „eine neue Form der Heimeligkeit“ erleben.
Messe an wechselnden Standorten
Neben den wöchentlichen Messen in der Pfarrkirche St. Hippolytus gibt es jeweils im wöchentlichen Wechsel eine Messe an einem der vier weiteren Standorte St. Marien, St. Laurentius, St. Clemens und St. Liebfrauen. „Wir haben Pfarreimitglieder, die besuchen lieber die wöchentlich wechselnden Gottesdienste“, sagt Hiegemeier – während andere womöglich gerade die Anonymität der großen St.-Hippolytus-Kirche schätzten. Damit die Gläubigen aus Liebfrauen auch in der neuen Umgebung eine Verbindung zur alten Kirche haben, hängt nun neben dem Altar ein Mosaik mit Maria und dem Jesuskind, das auch in der Kirche schon im Altarraum hing. Auch eine Marien-Ikone und Fotos der Kirchenfenster stehen für diese Verbindung.
„Wir geben Gebäude auf, aber keine Standorte“, sei von Beginn an eine Leitlinie im PEP von St. Hippolytus gewesen, betont Hiegemann. Dafür stehe nun auch das neue Zentrum in St. Liebfrauen: Während die Pfarrei für das restliche Areal aus Kirche und ehemaligem Gemeindezentrum derzeit einen Käufer sucht, geht das Gemeindeleben in einer neuen Form im neuen Haus weiter. Und nicht nur da – hinter der Kita öffnet sich ein hunderte Quadratmeter großer Garten. Für diese Fläche gebe es laut Bistum Essen schon jede Menge Ideen zwischen Spielen, Gärtnern und Erholen – nicht nur für Kirchenmitglieder, sondern ebenfalls mit Blick auf den Stadtteil ringsum.
Kolpingsfamilie will Schwerpunkt Umwelt setzen
Pläne hat auch die die Kolpingsfamilie Beckhausen-Sutum: In diesem Jahr lädt die Gemeinschaft noch zu einem Weltgebetstag am 22. Oktober und zu einem Kolpinggedenktag Anfang Dezember ein. „Im kommenden Jahr wollen wir den Schwerpunkt Umwelt setzen“, erzählt Bernhard Lucassen. Wie das genau umgesetzt werde, stünde zurzeit noch nicht fest. „Im Oktober beginnen wir mit den Planungen.“ Wie viele Stunden und Tage Lucassen mit der Planung der Veranstaltungen verbringt, könne er nicht beziffern. „Meine Frau sagt mir immer, ich mache zu viel“, erzählt er. Doch die Arbeit mache ihm Freunde. „Unser Vorstand besteht aus zehn Mitgliedern und wir alle arbeiten gut und effizient zusammen – da gibt es keine Probleme.“