Im Fall des Mosaikkünstlers Marko Rupnik zweifelt ein vom Bistum Rom beauftragter Prüfer an der Rechtmäßigkeit der Exkommunikation.
Rom – Im Fall des Mosaikkünstlers Marko Rupnik gibt es eine neue Wendung. Der katholische Priester, dem geistlicher Missbrauch und sexuelle Belästigung vorgeworfen werden, war nach sexuellem Kontakt mit erwachsenen Frauen im Jahr 2020 zwischenzeitlich exkommuniziert, also aus der kirchlichen Gemeinschaft ausgeschlossen. Nun zweifelt ein vom Bistum Rom beauftragter Prüfer an der Rechtmäßigkeit dieses Schritts. Das geht laut dem Online-Portal Vatican News (Montag) aus einer Mitteilung des Bistums hervor.
Demnach liegt dem Bistum Rom der Prüfbericht von Kirchenrechtler Giacomo Incitti bereits seit 23. Juni vor. Incitti habe vor allem die von Rupnik gegründete und über Jahrzehnte geleitete Mosaikwerkstatt „Centro Aletti“ untersucht. In der Einrichtung, die zugleich ein geistliches Zentrum ist, sollen mehrere Vergehen stattgefunden haben. Prüfer Incitti habe dort allerdings „schwerwiegende Abweichungen“ festgestellt, die begründete Zweifel an dem Antrag auf Exkommunikation hervorriefen. Das Bistum Rom habe diesen Bericht an den Vatikan weitergeleitet.
Neben Vorwürfen sexueller Vergehen 2020 haben mehrere Frauen Rupnik beschuldigt, er habe sie sich unter Ausnutzung seiner Autorität sexuell gefügig gemacht. Die Jesuiten verhängten daraufhin Auflagen gegen ihr Ordensmitglied, an die sich Rupnik jedoch nicht hielt. Im Juni wurde er wegen anhaltender Gehorsamsverweigerung aus dem Orden ausgeschlossen.
Am Freitag hatte Papst Franziskus Rupniks Nachfolgerin als Direktorin des „Centro Aletti“ empfangen, Maria Campatelli. Vor einigen Monaten hatte sie eine angebliche Medienkampagne gegen den Künstler und das Zentrum angeprangert. Rupnik schuf mit seinem Atelier großformatige Mosaike für rund 150 Kirchen und Kapellen in zahlreichen Ländern, auch im Vatikan.