Der Regensburger katholische Bischof Rudolf Voderholzer hat gegen große deutsche Medien Unterlassungsansprüche durchgesetzt.
Regensburg – Der Regensburger katholische Bischof Rudolf Voderholzer hat gegen große deutsche Medien Unterlassungsansprüche durchgesetzt. Demnach verpflichteten sich mehrere ARD-Anstalten, das ZDF und die „Süddeutsche Zeitung“, ein verkürztes Zitat Voderholzers und sinnentstellende Berichte darüber aus ihren Online-Auftritten zu entfernen. Betroffen sind Äußerungen des Bischofs vom Februar 2022, die als vermeintliche Verharmlosung von sexuellem Missbrauch dargestellt wurden. Die Unterlassungserklärungen stammen vom April und Mai dieses Jahres und liegen der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vor.
Das Bistum informierte über den Vorgang am Donnerstag auf seiner Internetseite. Dem Bischof sei durch diese Art der Berichterstattung „übel mitgespielt“ worden, sagte sein Pressesprecher Stefan Groß der KNA. Auch Katholiken im Bistum hätten das „in den falschen Hals bekommen“. Als diese „verfälschende Darstellung“ im Frühjahr wiederholt worden sei, habe sich das Bistum zu juristischen Schritten entschlossen. Voderholzers Äußerungen waren bei der dritten Vollversammlung des Reformdialogs Synodaler Weg 2022 in Frankfurt gefallen. Zum fehlerhaften Umgang der Kirche mit Missbrauchsfällen in der Vergangenheit sagte er:
„Was dabei zu kurz kommt, ist, dass 1973 die Strafrechtsreform Kindesmissbrauch nicht mehr als Verbrechen eingeschätzt hat, und zwar auf der Basis von sexualwissenschaftlichen Urteilen, die davon ausgehen, dass für die betroffenen Kinder und Jugendlichen die Vernehmungen wesentlich schlimmer sind als die im Grunde harmlosen Missbrauchsfälle.“ Nach einer kurzen Unterbrechung durch die Moderatorin fügte er hinzu: „Dieser Zeitindex muss beachtet werden und ich habe den Eindruck, die Verantwortlichen in der Kirche haben damals eher dem Zeitgeist nachgegeben, als dass sie sich um Recht und Gerechtigkeit bemüht hätten. Und ich bin nicht bereit, heute diesen selben Fehler wieder zu begehen.“
Die vom Bischof belangten Medien erweckten damals in ihrer Berichterstattung den Eindruck, Voderholzer selbst habe Missbrauchsfälle verharmlost und die Befragung Betroffener als schlimmer als die Verbrechen selbst gewertet. Nun verpflichteten sie sich, das zu unterlassen und auch vom Zitat nicht länger nur den ersten Teil wiederzugeben.
Aus der Aufzeichnung der Debatte von 2022 durch die Veranstalter (synodalerweg.de) geht hervor, dass mehrere Synodale damals den Bischof auch so verstanden, als habe er sich diese Sichtweise zu eigen gemacht. Deshalb gingen sie ihn scharf an. Nach einer guten Stunde erhielt Voderholzer die Gelegenheit zu einer Reaktion. Dabei entschuldigte er sich für das entstandene Missverständnis. Es sei geradezu „verheerend“, wie Wissenschaftler früher Missbrauch verharmlost hätten. Er vertrete aber das genaue Gegenteil dieser Position.