Streit um S-Bahn-Tunnel unter Sinti-Roma-Mahnmal in Berlin

Der Streit um einen geplanten S-Bahn-Tunnel unter dem Berliner Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma Europas ist erneut aufgeflammt.

Der Streit um einen geplanten S-Bahn-Tunnel unter dem Berliner Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma Europas ist erneut aufgeflammt. Während Kritiker der Pläne das Denkmal insgesamt gefährdet sehen und einen Planungsstopp fordern, unterstützt der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma die von Bahn und Stadt erarbeiteten Pläne und mahnt zu einer sachlichen Debatte.

Von einer drohenden Zerstörung von Mahnmal und Gedenkort könne keine Rede sein, sagte der Zentralrats-Vorsitzende Romani Rose am Freitag in Heidelberg. Ein eventuelles Scheitern des S-Bahn-Projekts, von dem Millionen Menschen in Berlin profitieren könnten, sei gefährlich, warnte Rose. “Die öffentliche Diskussion darf nicht dazu führen, dass Sinti und Roma für das Scheitern dieses wichtigen Projekts in Berlin verantwortlich gemacht werden und Rechtsextremisten und Nationalisten dies propagandistisch für ihren antiziganistischen Hass verwenden”.

Zuvor hatten die Familie des 2021 verstorbenen Denkmal-Architekten Dani Karavan, sowie der Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Uwe Neumärker, und weitere Prominente, Politiker und Vertreter der Minderheit in einem Offenen Brief kritisiert, Bahn und Stadt gefährdeten durch das Bauprojekt die Existenz des Denkmals. “Lassen wir zu, dass die Interessen der Deutschen Bahn, Rechtsnachfolgerin der Reichsbahn, die die Opfer in die Konzentrations- und Vernichtungslager transportierte, das Gedenken an die Toten zerstören?”, heißt es in dem Offenen Brief.

Die Kritik betrifft vor allem das Fällen mehrerer Bäume, die zum Mahnmal gehören. “Ohne diese Bäume wären die einzigartige Atmosphäre und die Ruhe der Gedenkstätte zwischen Reichstagsgebäude und Brandenburger Tor dauerhaft zerstört”, so die Kritiker. Dagegen argumentiert der Zentralrat, dass für die Bauarbeiten nur fünf oder sechs Bäume gefällt werden müssten. Auch habe die Bahn zugesagt, nach Abschluss des Tunnelbaus an derselben Stelle wieder gleich große Bäume zu pflanzen.

Ein weiterer Streitpunkt ist der Zugang zu einem Versorgungsgang unter dem Denkmal. Von dort wird täglich ein Stein mit einer frischen Blume in die Mitte des Wasserbeckens emporgefahren. Den Plänen zufolge soll aber auch dies während des Tunnelbaus weiter möglich sein.

Das Denkmal wurde 2012 an prominenter Stelle am Rande des Tiergartens zwischen Reichstagsbau und Brandenburger Tor errichtet. Vorausgegangen wahren jahrelange Diskussionen. Unter dem Wasserbecken soll künftig eine neue Nord-Süd-S-Bahnverbindung verlaufen. Die Planungen sind weit fortgeschritten. Bahn und Stadt wollen an der gefundenen Trassenvariante festhalten.

kna