Der kirchliche Kinderschutzexperte und Psychotherapeut Hans Zollner sieht die Kirche in Indien auf einem guten Weg bei der Prävention von Kindesmissbrauch.
Köln – Der kirchliche Kinderschutzexperte und Psychotherapeut Hans Zollner sieht die Kirche in Indien auf einem guten Weg bei der Prävention von Kindesmissbrauch. So gebe es etwa im Vergleich zu anderen Institutionen im Land häufig flächendeckende Schutzkonzepte, sagte Zollner dem katholischen Kölner Internetportal domradio.de am Mittwoch. Allerdings werde davon nicht alles umgesetzt und es fehlten etwa Präventionsbeauftragte und anderes Personal. Der Jesuit Zollner berät weltweit katholische Einrichtungen zum Kinderschutz.
Für Prävention und Aufarbeitung ist laut Zollner in Indien die Tabuisierung von Sexualität problematisch. Nicht einmal in Familien und mit engen Freunden werde darüber gesprochen. Es müssten zur Prävention also zunächst Sprachfähigkeit und Sprachwilligkeit geschaffen werden, so Zollner. Auch bei der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt sei es ein Problem, dass sowohl Bischöfe und Priester als auch Gläubige nicht über Vorfälle sprächen. Familien von missbrauchten Kinder hätten Angst vor negativen Konsequenzen, wenn sie eine Tat öffentlich machten.
Zollner ist Direktor des Instituts für Anthropologie an der Gregoriana Universität in Rom. Dort bildet er Menschen aus aller Welt in Kinderschutz aus, auch aus Indien. Zollner rief dazu auf, die Inhalte zu Prävention und Aufarbeitung von Missbrauch vor Ort in die Kulturen zu übersetzen, um kulturelle Besonderheiten zu berücksichtigen.