Der Katholikenrat Bochum + Wattenscheid fordert bei den anstehen erneuten Umstrukturierungen des Bistums Essen eine stärkere Beteiligung. Diese werden bislang als reiner „top-down-Prozess“ wahrgenommen.
Das Bistum Essen plant eine erneute Umstrukturierung, die im Kern auf eine weitere Reduzierung der der Pfarrei hinausläuft. In einem ersten Schritt sollen zunächst Bottrop und Oberhausen zu Stadtpfarreien werden. Auch in weiteren Teilen des Ruhrbistums soll es jeweils nur noch eine Pfarrei je Stadt oder Kreis geben. Der Katholikenrat Bochum + Wattenscheid fordert in einer Stellungnahme eine stärkere Beteiligung der Laien „Die bisherigen Umstrukturierungspläne werden größtenteils als „top-down-Prozess“ wahrgenommen, auch wenn der Prozess Beteiligungselemente beinhaltet“, heißt es darin.
Zudem komme es wegen des immer noch laufenden Pfarreientwicklungsprozesse im Ruhrbistum „zu einem ‚Überlastungsproblem‘ bei Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen“. Es sei daher wichtig, „dass der Prozess ‚basisnäher‘ gestaltet und der Umfang der Beteiligung ausgeweitet wird. Auch auf die Gefahr hin, dass dies eine zeitliche Verlängerung des Prozesses bedingen würde (Entscheidung erst 2025 statt 2024).“
Vor allem kritisiert das Gremium, „dass die ‚Säule‘ der Katholikenräte in den Konzeptionen nur am Rande berücksichtigt“ worden sei. „Vernetzung wird primär innerhalb ‚Stadt-Pfarrei‘ gedacht, aber nicht explizit im Hinblick auf die Vertretung von Kirche gegenüber den Kommunen und der Gesellschaft.“Auch fehlen aus Sicht der Bochumer und Wattenscheider Katholikinnen und Katholiken wichtige Aspekte der Jugendpastoral sowie der Ökumene.
Wir dokumentieren die Stellungnahme des Katholikenrats Bochum + Wattenscheid ausführlich im Wortlaut
Wir begrüßen die vorgeschlagene Bündelung und Professionalisierung von Verwaltungsstrukturen und befürworten eine stärkere Vernetzung aller Akteur*innen innerhalb einer „Stadt- Pfarrei“, um das durch den PEP-Prozess verstärkte „Kirchturm-Denken“ in ein „Pfarrei-Denken“ zu überführen. Zudem bietet der Prozess die Chance, dass neue Projekte und Orte für kirchliche Angebote entstehen, die sich noch stärker an den unterschiedlichen Zielgruppen ausrichten. Ebenso wird eine Aufwertung des Pfarrgemeinderates und der pastoralen Arbeit gegenüber dem „Diktat der Finanzen“ begrüßt. Eine Zusammenlegung mit dem Kirchenvorstand wird abgelehnt, eine stärkere Kooperation beider Gremien – „auf Augenhöhe“ – wird dagegen befürwortet.
Wo sehen wir Probleme?
Die bisherigen Umstrukturierungspläne werden größtenteils als „top-down-Prozess“ wahrgenommen, auch wenn der Prozess Beteiligungselemente beinhaltet („Wahrnehmungsproblem“). Zudem kommt es – wegen des immer noch laufenden PEP-Prozesses – bereits zu einem „Überlastungsproblem“ bei Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen. Daher wird es als wichtig angesehen, dass der Prozess „basisnäher“ gestaltet und der Umfang der Beteiligung ausgeweitet wird. Auch auf die Gefahr hin, dass dies eine zeitliche Verlängerung des Prozesses bedingen würde (Entscheidung erst 2025 statt 2024).
Darüber hinaus sind Ängste bei den Gläubigen spürbar, dass der Prozess dazu führt, dass sich die katholische Kirche im Bistum Essen noch weiter aus der Fläche zurückzieht und in den Stadtteilen/Quartieren vor Ort nicht mehr präsent sein wird. Nach der „Groß-Pfarrei“ folgt die noch größere „Stadt-Pfarrei“. Die Bindung der Gläubigen an die Ortskirche könnte (weiter) verloren gehen. Wir setzen auf das Credo „vor Ort präsent bleiben“, allerdings müssen nicht überall alle Angebote durchgeführt werden, sondern eine Bündelung von Angeboten und Kräften wird befürwortet. Zudem sollte es weiterhin in allen Quartieren „Kontaktstellen“ zur katholischen Kirche geben. Anstelle des weiteren Ausbaus von „Leuchtturmprojekten“ sollte vermehrt auf selbst initiierte Projekte gesetzt werden, die sich ideell und personell langfristig vor Ort „selbst tragen“. Dazu ist eine engere Kooperation mit anderen konfessionellen und kommunalen Trägern sinnvoll.
Zunächst ist festzustellen, dass die „Säule“ der Katholikenräte in den Konzeptionen nur am Rande berücksichtigt wurde. Vernetzung wird primär innerhalb „Stadt-Pfarrei“ gedacht, aber nicht explizit im Hinblick auf die Vertretung von Kirche gegenüber den Kommunen und der Gesellschaft. Wir schlagen vor, dass es weiterhin in jeder „Stadt-Pfarrei“ ein – gewähltes – Gremium gibt, welches die Außenvertretung gegenüber der Kommune und der Gesellschaft wahrnimmt und insbesondere die ökumenischen Kooperationen und den interreligiösen Dialog vorantreibt.
Dieses Gremium muss allerdings nicht mehr der bisherige Katholikenrat sein, um Doppelstrukturen zu vermeiden. Die Aufgaben der Katholikenräte sollten aber nicht einfach an den Pfarrgemeinderat der „Stadt-Pfarrei“ „verschoben“ werden, sondern auf ein Gremium „verlagert“ werden.
Zudem werden Vernetzungstreffen und Aus-/Fortbildungen für Ehrenamtliche und Hauptamtliche, die eine kommunalpolitische Vertretung für die kath. Kirche ausüben, angeregt. Das Projekt „Kirche und Kommunalpolitik“ des Zukunftsbild-Prozesses hatte dazu die Einrichtung einer Anlaufstelle im Generalvikariat in Essen empfohlen. Diese Anregung möchten wir aufgreifen und ausweiten, um die Außenvertretung der „Stadt-PGRs“ dort zu unterstützen und zu vernetzen.
Was fehlt in dem Entwurf?
Als Stadtkatholikenrat setzen wir einen besonderen Fokus auf den Bereich der „Citypastoral“. Daher glauben wir, dass für die Stadtpastoral – in Dependance zur „Landpastoral“ in den Kreisdekanaten – ein eigenständiges Konzept entwickelt werden sollte. Darüber hinaus kann Kirche von Morgen – aus unserer Sicht – nur dann funktionieren, wenn es eine – strukturell und personell gut ausgestattete – Jugendpastoral gibt. Dazu regen wir – nach dem Vorbild des Bistums Münster – die Schaffung von Regionalstellen an, um ehrenamtliche und hauptamtliche Kräfte dort zu bündeln.
Wir würden uns stärkere ökumenische Aspekte wünschen. In Bochum + Wattenscheid hat der Katholikenrat beispielsweise bereits einen Vorstoß für eine stärkere Kooperation mit der ev. Kirche und der Kommune im Bezug auf die Nutzung kirchlicher Immobilien und die Kooperation bei pastoralen Angeboten gestartet. Hier sehen wir eine zusätzliche Chance, wenn (neue) Kooperationen über pfarrliche, kommunale, konfessionelle oder bistumsweite Grenzen hinweg geschehen.
Zudem fehlt uns […] das Stichwort „Digitalisierung“ und der Ausbau der (Internet-) Seelsorge. Denn 50 Prozent der Gläubigen sind nur noch medial mit den Gemeinden verbunden. Diese Menschen brauchen keine Gebäude aus Steinen, sehr wohl aber personale Angebote. Daher sollten wir auch (virtuelle) „touch points“ schaffen, da Glaube und digitales Leben immer enger zusammenrücken werden.