Weitere Reduzierung von Pfarreien im Bistum Essen?

Gibt es im Bistum Essen künftig nur 10 statt 40 Pfarreien? Diese Zahl will die Diözese zwar nicht bestätigen, doch es kommt zu Veränderungen.
Das Bistum Essen weist einen Medienbericht zurück, wonach die Pfarreien im Ruhrbistum mittelfristig von 40 auf 10 reduziert werden könnten.

Der Dom von Essen. –Foto: Nicole Cronauge | Bistum Essen

Das Bistum Essen weist einen Medienbericht zurück, wonach die Pfarreien im Ruhrbistum mittelfristig von 40 auf 10 reduziert werden könnten. Angesichts rückläufiger Katholiken- und Priesterzahlen werde zwar darüber diskutiert, wie die Pfarreien künftig strukturiert werden könnten, sagte Sprecher Ulrich Lota am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Konkrete Zahlen gebe es jedoch nicht. Die Neue Ruhr Zeitung hatte am Donnerstag berichtet, dass künftig drei von vier Pfarreien im Bistum wegfallen könnten.

Konferenz der Pfarrer und Pfarrbeauftragten hat Eckpunkte zur neuen Struktur beraten

Das Bistum werde sich weiter verändern, sagte Lota. Bei einer Konferenz der Pfarrer und Pfarrbeauftragten in dieser Woche seien erste Eckpunkte zu den Strukturen vorgestellt worden. Diese müssten nun weiter beraten werden. Im internen Bistumsnewsletter erklärte der Leiter des Ressorts Kirchenentwicklung, Markus Potthoff, dass es sinnvoll erscheine, über eine weitere Zusammenführung der bislang 40 Pfarreien zu beraten und dabei die kommunalen Bezüge als Orientierung zu wählen. Unabhängig vom Zuschnitt einer Pfarrei sei jedoch entscheidend, wie sich das kirchliche Leben vor Ort entfalte.

Es brauche einen realistischen Blick auf die gegenwärtige Situation der Kirche im Ruhrbistum, appellierte Markus Potthof demnach. „Wir stehen mitten in einem sehr fundamentalen Gestalt-und Kulturwandel. Ein ‚Weiter so‘“ ist nicht möglich.“ Ein flächendeckendes, von Hauptamtlichen verantwortetes Angebot wie in der Vergangenheit werde es nicht mehr geben können. Nach aktuellen Hochrechnungen wird es in sieben Jahren nur noch 70 Priester in der Seelsorge im gesamten Bistum geben. Im Jahr 2040 werden es weniger als 30 sein.

„Es bietet sich an, die kommunalen Bezüge als Orientierung zu wählen. So können für die Zielstruktur die bestehenden Stadt- und Kreisdekanate der Ordnungsrahmen sein – so der Vorschlag“, so Potthoff. „Dann sprechen wir künftig zum Beispiel von der Katholischen Kirche in Oberhausen oder in Bochum.“ Eine solche Rahmensetzung habe Konsequenzen. Dies sei ein anspruchsvolles Modell für die pastoralen und zugleich für die administrativen Aufgaben. Es sei noch viel konzeptionelle Arbeit und Beratung nötig. „Ein solcher Schritt der Bildung von Pfarreien, die sich an den kommunalen Bezügen orientieren, hat eine andere Dimension als die bisherige Zusammenführung einzelner Pfarreien, wie diese zuletzt im Essener Norden mit der Gründung der Pfarrei Hll. Cosmas und Damian erfolgt ist. Die Bezüge müssen insgesamt neu justiert werden: pastoral, personell, administrativ“, so Potthoff.

Schon mehrfach Zusammenlegungen

im Bistum Essen leben nach eigenen Angaben rund 703.000 Katholiken. Bereits in den zurückliegenden Jahren hatte das Ruhrbistum einschneidende Veränderungen in der Gemeindestruktur erlebt. Ab 2005 waren die ursprünglich 259 Gemeinden zu 42 Großpfarreien zusammengelegt worden. Das Bistum Essen ist eines der jüngsten und kleinsten unter den 27 römisch-katholischen Bistümern in Deutschland. Auch in Nordrhein-Westfalen ist es mit 1.877 Quadratkilometern und rund 780.000 Mitgliedern das kleinste Bistum. Es wurde am 1. Januar 1958 aus Teilen der (Erz-)Bistümer Köln, Münster und Paderborn errichtet; damals zählte die Diözese noch rund 1,5 Millionen Mitglieder.

Zuletzt hatte Bischof Franz-Josef Overbeck hat in einem Brief an alle Mitglieder der Bottroper Pfarreien die schon länger bestehenden Pläne für ein Zusammengehen konkretisiert: Eine gemeinsame Stadtpfarrei für Bottrop. Diese Perspektive für die gut 37.000 Menschen katholischen Glaubens in dem zum Bistum Essen gehörenden Stadtteilen sollen die haupt- und ehrenamtlich Engagierten in den beiden bisherigen Pfarreien St. Joseph und St. Cyriakus in den kommenden Monaten angehen. Deren Zusammenführung „soll möglichst bis Herbst 2024, aber spätestens im Laufe des Jahres 2025 abgeschlossen sein“, so Overbeck.

Sechs Pfarrer leiten bereits mehr als eine Groß-Pfarrei

Am 3. Juni 2023 wird so Propst Jürgen Cleve, der Pfarrer von St. Cyriakus, ins Amt des Pfarrers von St. Joseph eingeführt. Er gehört damit zu der Reihe von nun insgesamt fünf Pfarrern im Ruhrbistum, die bereits jetzt zwei beziehungsweise sogar drei Pfarreien leiten. Dies sind Michael Ludwig in Bochum, Andreas Brocke in Duisburg, Markus Pottbäcker in Gelsenkirchen, André Müller in Gladbeck und Oberhausen sowie Christian Böckmann in Mülheim an der Ruhr

 rwm/kna