Brandenburgs früherer Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) ist immer noch unzufrieden mit seiner Einschätzung Russlands.
Berlin – Brandenburgs früherer Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) ist immer noch unzufrieden mit seiner Einschätzung Russlands. Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 hadere er „permanent“ mit seiner Fehleinschätzung, dass Russland ein verlässlicher Nachbar und nah an Europa gewesen sei, sagte er am Freitag dem RBB. „Da gab es auch eine Krise, in der ich mich eine Weile befunden habe.“ Platzeck ist an diesem Freitag 70 Jahre alt geworden.
Zugleich betonte der Politiker, die Vorgeschichte des Krieges bestehe jedoch nicht nur daraus, dass ein „kriegslüsterner Präsident“ am Werk sei. Nach 1990 sei es versäumt worden, eine Sicherheitsarchitektur zu finden, in die sich auch die Russische Föderation einbezogen gefühlt habe. Bereits heute gelte es, an den Tag nach dem Krieg zu denken und diplomatische Bemühungen des Westens zu verstärken. Auch wenn Russland dafür nicht offen sei, habe die Diplomatie die Pflicht, an 100 Türklinken zu fassen. „Und wenn das sinnlos war, an die 101.“, so Platzeck.
Platzeck studierte zu DDR-Zeiten biomedizinische Kybernetik. 1990 wurde er für Bündnis 90 in den Landtag gewählt, 1995 trat er in die SPD ein. Von 1990 bis 1998 war er Umweltminister von Brandenburg. Danach war er Oberbürgermeister von Potsdam, ehe er 2002 als Nachfolger von Manfred Stolpe (SPD) Ministerpräsident wurde. 2013 legte er das Amt aus gesundheitlichen Gründen nieder, ebenso den SPD-Landesvorsitz. 2005/2006 war er für einige Monate auch Bundesvorsitzender der SPD. Lange Jahre war er Vorsitzender des Deutsch-Russischen Forums. Den Vorsitz legte er kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine nieder.