Können Juden nach dem 7. Oktober unbeschwert Karneval feiern? Für Aaron Knappstein von den Kölsche Kippa Köpp ist das möglich.
Köln (KNA) Der jüdische Kölner Karnevalist Aaron Knappstein sieht in seinem Karnevalsverein eine Bereicherung. „Natürlich hat der Verein auch etwas Neues und Anderes in den Karneval gebracht, und das finde ich immer spannend“, sagte der Vorsitzende des Vereins Kölsche Kippa Köpp in einer neuen Ausgabe des Podcasts „Himmelklar“ (Mittwoch). Über einen Karnevalsverein aus der muslimischen Gemeinschaft würde er sich freuen.
Nach den Terrorangriffen der Hamas am 7. Oktober habe sich das Leben für ihn als Juden in Deutschland wenig verändert. Angst habe er nicht, so Knappstein. Sicherheitsvorkehrungen an Synagogen brauchte es bereits vorher, „aber man ist noch mal sensibler“. Auch seien die Maßnahmen verschärft worden, etwa mit privat hinzugebuchter Security bei Veranstaltungen außerhalb der Synagogen-Gemeinde. Auf die Frage, wie Jüdinnen und Juden jetzt Karneval feiern können, sagte Knappstein: „Wir sind gewohnt, diese negativen Dinge mit den positiven zusammenzubringen.“
Es gebe weder einen jüdischen noch einen katholischen Karneval, so Knappstein. Aber: „Der Karneval kann wahnsinnig viel.“ Er helfe etwa dabei, das Judentum in die Stadtgesellschaft zu tragen und jüdische Bräuche niederschwellig zu erklären. „Das kommt durch den Bauch und durch das Herz“, sagte Knappstein.
Enttäuscht zeigte sich der Karnevalist von den Reaktionen einiger Gruppen in Köln, zugleich schöpfe er aber Hoffnung aus der Tatsache, „wie viel Zuwendung wir bekommen haben aus der Kölner Stadtgesellschaft, gerade von anderen Karnevalsgesellschaften“.
Die Kölsche Kippa Köpp sehen sich in der Tradition des in der NS-Zeit aufgelösten jüdischen Karnevalsvereins Kleiner Kölner Klub und sind heute der bundesweit einzige jüdische Karnevalsverein. Die Gruppe gründete sich im Jahr 2017 und präsentierte sich 2019 der Öffentlichkeit.