Die meisten der rund 1,8 Millionen an Demenz erkrankten Menschen in Deutschland leben zu Hause – und wollen das Fachleuten zufolge auch so lange wie möglich bleiben.
Köln/Ellwangen – Die meisten der rund 1,8 Millionen an Demenz erkrankten Menschen in Deutschland leben zu Hause – und wollen das Fachleuten zufolge auch so lange wie möglich bleiben. Das erklärte am Donnerstag die katholische Hilfsorganisation Malteser in Köln. Sie möchte nun in einem Pilotprojekt herausfinden, wie man die Begleitung von Dementen in ihren eigenen vier Wänden verbessern kann. Im baden-württembergischen Ellwangen startete am selben Tag das Modellprojekt, in dem Familien spezielle „Fachberatende für Demenz“ zur Seite gestellt werden.
„Menschen mit einer Demenz fühlen sich oft zu Hause wohler, und dort kann individueller auf sie eingegangen werden. Weil Angehörige deren Verhalten häufig nicht verstehen und nicht ausreichend Hilfe erhalten, kommt es zu Überforderung“, erklärte Doris Arnold, Pflegewissenschaftlerin an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen. Die Überforderung könne dazu führen, dass Menschen mit Demenz in ein Krankenhaus eingewiesen würden oder dauerhaft in eine Altenhilfeeinrichtung ziehen müssten.
Die Fachkräfte sollen die Demenzerkrankten und ihre Familien über einen längeren Zeitraum begleiten und gemeinsam mit Hausärzten, Psychotherapeuten, Pflegekräften und Sozialarbeitern deren Schwierigkeiten analysieren und Hilfe auf den Weg bringen. „Wir wollen durch die Fachberatenden dafür sorgen, dass die zur Verfügung stehenden Hilfen optimal genutzt werden können“, sagte Nina Basteck, Leiterin der Fachstelle Demenz der Malteser in Deutschland. Die Beraterinnen und Berater werden demnach in einem Kurs auf ihre Aufgabe vorbereitet.
Das Pilotprojekt „Spezialisierte ambulante Begleitung von Menschen mit Demenz und ihren Familien“ ist Teil der Nationalen Demenzstrategie der Bundesregierung. Konzipiert wurde es von der Hochschule in Ludwigshafen, dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen sowie den Maltesern als Auftraggeber. Die Organisation finanziert das bis zum Frühjahr 2025 laufende Demenz-Projekt nach Angaben einer Sprecherin aus Eigenmitteln.
Die Erkenntnisse daraus könnten Grundlage für eine weitere Studie sein, in der die Wirksamkeit der Hilfen nachgewiesen werden könne, so die Malteser. „Wenn dieser Nachweis erbracht ist, können die Leistungen dauerhaft von den Kassen finanziert werden. Bis dahin bleibt die Demenzversorgung zu erheblichen Teilen auf Spenden angewiesen.“