Franziskaner geben Missbrauchsstudie in Auftrag

Die Deutsche Franziskanerprovinz hat das Münchner Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) mit einer Missbrauchsstudie beauftragt.

Die Deutsche Franziskanerprovinz hat das Münchner Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) mit einer Missbrauchsstudie beauftragt. Das gab die Ordensleitung am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in München bekannt. Die Ergebnisse der sozialwissenschaftlichen Untersuchung sollen Ende 2025 vorliegen und veröffentlicht werden.

Es gehe vor allem darum, den Betroffenen zuzuhören, was sie erlitten hätten, und zu verstehen, wie es dazu habe kommen können, erläuterte der Leiter der Deutschen Franziskanerprovinz, Bruder Markus Fuhrmann. Seit 2010 seien bei der Provinz mehr als 40 Meldungen zu Missbrauchsfällen eingegangen. Sie bezögen sich meist auf die Zeit von 1960 bis 1990. Der Großteil der als Täter beschuldigten Brüder sei schon gestorben.

500.ooo Euro Anerkennungsleistungen bezahlt

Laut Fuhrmann kostet die Studie einen niedrigen sechsstelligen Betrag. 500.000 Euro haben die Franziskaner nach eigenen Angaben bisher als Anerkennungsleistungen an Betroffene bezahlt. Seit 2010 seien 30 Anträge gestellt und davon 27 bewilligt worden.

Ordensleitung und Forschende verbanden die Vorstellung des Projekts mit einem Aufruf. Wer im Verantwortungsbereich der deutschen Franziskanerprovinz sexualisierte Gewalt erfahren habe, möge sich beim IPP melden. Dies gelte auch dann, wenn Personen schon bei der Provinz oder einem katholischen Bistum vorstellig geworden seien. Gesucht würden zudem Zeitzeugen, die nicht von sexualisierter Gewalt betroffen seien, aber von dieser gehört hätten.

Risikopotentiale sollen benannt werden

Mit Hilfe von Interviews sollen Taten und Täter aufgedeckt sowie spezifische Risikopotenziale, die dazu geführt hätten, benannt werden, hieß es. Für die Studie sei ein Begleitgremium einberufen worden, das die Wissenschaftler fachlich und praktisch unterstütze, sagte die IPP-Geschäftsführerin Helga Dill. Diesem gehörten unter anderen Wissenschaftler, Vertreter des Ordens und ein Betroffener an. Gesucht würden aber noch weitere Betroffene, die sich eine Mitwirkung vorstellen könnten.

Das IPP hat schon mehrere Forschungsprojekte für Institutionen auf diesem Feld durchgeführt, etwa für das Internat Ettal oder die Odenwaldschule. Zuletzt war es an der Forum-Studie der Evangelischen Kirche in Deutschland beteiligt. Die Deutsche Franziskanerprovinz besteht derzeit nach eigenen Angaben aus 212 Mitgliedern. 40 von ihnen sind jünger als 60 Jahre.

kna

Service

  • Wer sich an der IPP-Studie zur Franziskanerprovinz beteiligen möchte, kann sich melden unter der E-Mail-Adresse: Franziskaner@ipp-muenchen.de oder unter der Rufnummer (089) 54 35 97 70. Auf Wunsch ist eine Vermittlung an wohnortnahe Beratungsstellen möglich.
  • Wer Interesse hat beim Begleitgremium mitzuarbeiten, kann sich unter E-Mail Begleitgremium@ipp-muenchen.de melden. Das IPP nehme dann Kontakt mit den Betreffenden auf und spreche mit ihnen über die Möglichkeiten einer Beteiligung.