In einem feierlichen Gottesdienst ist am Samstag der neue Bamberger Erzbischof Herwig Gössl am Samstag ins Amt eingeführt worden. Was ihm dabei wichtig ist, sagte er in seiner Predigt.
Bamberg–Das Erzbistum Bamberg hat nach 16 Monaten wieder einen Erzbischof: Herwig Gössl (57) wurde am Samstagvormittag im Bamberger Heinrichsdom offiziell in sein neues Amt eingeführt. Damit ist er nun Oberhaupt von rund 600.000 Katholiken in Oberfranken, Mittelfranken und einem kleinen Teil Unterfrankens.
In einem feierlichen Gottesdienst übergab der Apostolische Botschafter in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, die päpstliche Ernennungsurkunde. Nach ihrer Verlesung nahm Gössl auf dem Bischofsstuhl Platz und trat damit sein Amt an. Den Bischofsstab übernahm Gössl von seinem Vorgänger Ludwig Schick (74).
Herwig Gössl tritt Amt als Bamberger Erzbischof an
In seiner Predigt betonte Gössl, er wolle sich in den Dienst an der Einheit in Kirche und Gesellschaft stellen. Wo Menschen Gott verloren hätten, seien Gerechtigkeit und Friede nicht mehr gewachsen, sagte er unter Verweis auf Spaltungstendenzen in der Gesellschaft. „Wo aber wirklich Gott die Herrschaft hat, dort werden Menschen zueinander geführt und nicht gegeneinander in Stellung gebracht.“ Dort wachse die Einheit auch bei unterschiedlichen Ansichten.
Der Erzbischof dankte den Menschen im Erzbistum auf allen Ebenen, die an dieser Einheit mitwirkten. Um die Zukunft der Kirche sei ihm nicht bang, weil ihr Schatz nicht aus Kirchensteuereinnahmen bestehe, sondern aus einer Zusage Gottes. An dem Gottesdienst nahmen viele Gäste aus Kirche und Politik teil, darunter mehrere deutsche Bischöfe und der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU).
Zu seinen persönlichen Stellvertreter und Generalvikar ernannte der neue Erzbischof Georg Kestel (68). Er war von 2006 bis 2022 schon unter Schick Chef der Bistumsverwaltung. Für die Deutsche Bischofskonferenz nahm deren stellvertretender Vorsitzender, Bischof Michael Gerber aus Fulda, an der Amtseinführung teil. In seinem Grußwort würdigte er Gössl als Menschen, dem ein kurzer Weg zu anderen Menschen wichtiger sei als Bürokratie. Er dankte ihm dafür, dass er mit dem umstrittenen Reformprojekt „Synodaler Weg“ besonnen umgehe: „Du trägst diesen Weg mit und weißt um die Herausforderungen.“ Gössl sei kein Freund von Patentlösungen, sondern schaue auf die je individuelle Situation, um Antworten zu finden.
Marx: „Den Menschen zugewandt“
Der Münchener Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der Freisinger Bischofskonferenz, würdigte den neuen Erzbischof ebenfalls als „den Menschen zugewandt“. Gössl könne seine eigenen Ansichten auch infrage stellen und ändern. Das sei für den Dienst an der Einheit wichtig und eine der Grundvoraussetzungen für das bischöfliche Amt heute.
Der bayerische evangelische Landesbischof Christian Kopp erinnerte an eine Begegnung mit Gössl vor einigen Jahren. Dabei sei ihm aufgefallen, dass er ein sehr guter Zuhörer sei. Das sei eine ausgezeichnete Voraussetzung für einen Bischof. Ihm sei es wichtig, dass die beiden großen Kirchen in Bayern viel zusammen für die Menschen bewirken können. Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) betonte, dass die Kirchen die wichtigsten Ansprechpartner für die Sozial- und Bildungspolitik in der Stadt seien. Zudem verwies er auf gemeinsames Engagement für den interreligiösen Dialog sowie gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus.