Neuer Bamberger Erzbischof wird ins Amt eingeführt

Bamberg bekommt heute einen neuen Erzbischof. Bei einem Gottesdienst im Bamberger Dom wird Herwig Gössl (57) in sein Amt eingeführt.

Neue Bischof von Bamberg: Herwig Gössl –Foto: Pressestelle Erzbistum Bamberg

Bamberg bekommt heute einen neuen Erzbischof. Bei einem Gottesdienst im Bamberger Dom wird Herwig Gössl (57) in sein Amt eingeführt. Die Feier wird ab 10.30 Uhr im BR-Fernsehen übertragen. Angekündigt sind hochrangige Gäste aus Kirche und Gesellschaft, darunter mehrere Bischöfe wie Kardinal Reinhard Marx aus München. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) wird eines von mehreren Grußworten sprechen.

Papst Franziskus hatte Gössl am 9. Dezember 2023 zum neuen Erzbischof von Bamberg ernannt. Der Geistliche leitete das fränkische Erzbistum seit dem Rücktritt Ludwig Schicks Ende 2022 bereits als Übergangsverwalter. Gössl wurde in München geboren und wuchs in Nürnberg auf. 1993 empfing er die Priesterweihe, seit 2014 ist er Weihbischof.

Er werde nicht so sehr in den Sozialen Medien aktiv sein und beim Joggen treffen werde man ihn auch nicht: Mehrmals wurde Herwig Gössl (57) in den vergangenen Monaten nach diesen Punkten gefragt, war doch sein Vorgänger im Amt des Bamberger Erzbischofs, Ludwig Schick (74), für diese Dinge bekannt. Schon bei seiner Ernennung im Dezember fiel Gössl vor allem durch eins auf: Bescheidenheit. Er habe nicht um das Amt gebeten, betonte er. Seit seiner Ernennung gab der bisherige Weihbischof und Übergangsverwalter der Erzdiözese so viele Interviews wie nie zuvor.

So kündigte Gössl ein Missbrauchsgutachten für das fränkische Erzbistum an. Das Thema solle „ganz systematisch“ bearbeitet werden, sagte er dem katholischen Kölner Internetportal domradio.de. Schon sein Vorgänger habe Wert darauf gelegt, dass dies nicht durch das Bistum geschehe, sondern durch eine unabhängige Aufarbeitungskommission.

Auch zu Reformen in der katholischen Kirche äußerte Gössl sich wiederholt und differenziert. Mehrmals wurde er nach der Priesterweihe für Frauen gefragt. Er könne sich das „persönlich nach wie vor nicht vorstellen“, sagte er dann, fügte aber hinzu, kein Problem mit Frauen im Amt zu haben. Die Frage sei, was der Wille Gottes sei. Wenn die Kirche sich für diesen Weg entscheide, dann gehe er ihn mit.

Die Weihe von Diakoninnen kann Gössl sich prinzipiell vorstellen. Und auch, dass Nichtgeweihte in der Messe predigen, wäre eine wünschenswerte Veränderung, sagte er dem „Fränkischen Tag“. Auch zum jüngsten Vatikanpapier, das die Segnung von gleichgeschlechtlichen oder wiederverheiratet-geschiedenen Paaren unter bestimmten Umständen ermöglicht, nahm der neue Erzbischof Stellung: „Damit wird ein wichtiger Wunsch vieler Gläubiger aufgegriffen, der auch im Synodalen Weg seinen Ausdruck fand.“ Die Erklärung der Glaubensbehörde bringe neue Möglichkeiten für die Seelsorge mit sich.

Der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) sagte er aber, dass er sich eine eindeutigere Äußerung aus Rom gewünscht hätte. So seien Segnungen von Paaren möglich, deren Lebensweise zugleich als sündig angesehen werde. Er gehe jedoch davon aus, dass diese Debatte noch nicht zu Ende sei. Mehrfach äußerte sich Gössl auch zur Politik. Das Erstarken der AfD mache ihm Angst. Schon vor der Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz vergangene Woche in Augsburg betonte er, dass viele Aussagen der Partei nichts mit der christlichen Botschaft zu tun hätten. „Deshalb stellen wir Christen uns gegen Rechtsextremismus, Fremdenhass und faschistische Ideologien.“

Bei seiner staatlichen Vereidigung in München machte er deutlich, dass die Kirche sich nicht aus der Politik raushalten dürfe. Vielmehr müssten Staat und Kirche zusammenwirken, „damit die Menschenfänger und Populisten keinen Boden gewinnen und der Friede auf Erden wachsen kann“. Zur Zukunft von Kirchen im Erzbistum nahm er in einem Interview mit der Bamberger Bistumszeitung „Heinrichsblatt“ kurz vor seiner Amtseinführung Stellung: Er verstehe, dass die Leute um ihre Kirchen kämpften. Aber: „Wir können nicht den Verstand ausschalten und finanziell vor die nächste Wand fahren.“

Was abseits von diesen Positionierungen auffällt: Gössl ist es wichtig, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Dafür nahm er sich etwa beim Neujahrsempfang des Erzbistums im Januar viel Zeit. Dass er als Erzbischof nicht mehr so viel Zeit für die Seelsorge haben werde, bedauerte Gössl im „Heinrichsblatt“. Dort verriet er auch, dass er mit gemischten Gefühlen auf die Amtseinführung blicke: „Ich freue mich schon auch, aber stellen Sie sich mal vor, […] was alles schiefgehen kann. Ich bin froh, wenn es gut vorbei ist.“ So spricht jemand, der einfach nicht gern im Mittelpunkt steht.

Und was sieht Gössl als seine wichtigste Aufgabe überhaupt an? „Mutmacher sein“, sagte er der SZ im Januar. „Derjenige, der Impulse gibt, […] der alles im Blick behält und auf diese Weise Brücken baut.“ Das sei schließlich die Aufgabe eines Bischofs.

Von Hannah Krewer (KNA)