Mit einer gut dreistündigen Feier im Paderborner Dom hat das Erzbistum seinen neuen Erzbischof ins Amt eingeführt. Udo Markus Bentz ist der erste auswärtige Bischof seit 130 Jahren an der Pader.
Paderborn (KNA) Zur Amtseinführung ihres neuen Erzbischofs Udo Markus Bentz hat die katholische Kirche von Paderborn alle Register gezogen, über die sie fürs Feiern verfügt. Schon zweieinhalb Stunden vor dem Festgottesdienst im Dom läuten im gesamten Dekanat die Glocken. Vor dem Dom informiert ein „Markt der Möglichkeiten“ über die kirchliche Vielfalt im Erzbistum.
In Paderborn verbinden sich Tradition und Moderne. Im Mittelgang des Domes bilden die in der Region wichtigen, traditionellen Schützenbruderschaften ein Spalier, um den neuen Erzbischof Udo Markus Bentz zu begrüßen. Abordnungen der Verbände mit ihren Fahnen säumen die Seitenschiffe. Doch während sich einerseits Chor, Orgel und Orchester mitunter bis zum Fortissimo steigern, mischen sich in Grußworte, Predigt und Fürbitten auch leise, kritische Töne.
Zunächst aber verliest Dompropst Joachim Göbel die päpstliche Ernennungsurkunde, bevor der Botschafter des Papstes, Erzbischof Nikola Eterovic, den Neuen zum Bischofsstuhl, der Kathedra geleitet. Damit tritt er symbolisch sein Amt an; die Zeit der Vakanz ist vorüber. Als Bentz auf dem Bischofsstuhl sitzt, wird ihm das sogenannte Rationale umgelegt. Den aufwendig bestickten Schulterumhang dürfen die Paderborner Bischöfe seit 1.000 Jahren tragen. Das Exemplar, das Bentz umgelegt wird, stammt aus dem Jahr 1669.
In den 17 Monaten seit dem Rücktritt von Erzbischof Hans-Josef Becker am 1. Oktober 2022 hatte Michael Bredeck das Bistum geleitet. Zur großen Zufriedenheit der Paderborner, wie der mehrfache, anhaltende starke Applaus im Dom zeigt, wenn Bredecks Arbeit und die seines Stellvertreters Thomas Dornseifer gewürdigt werden.
Von daher scheint es konsequent, wenn Bentz am Ende des gut zweistündigen Gottesdienstes mitteilt, er habe Bredeck und Dornseifer zum Generalvikars-Doppel ernannt – wenn auch mit klarer Aufgabenteilung. Er selbst hatte als Mainzer Generalvikar eine Theologin zu seiner ständigen Stellvertreterin ernannt. Schon zuvor hatte er sei betont, er sei bereit, Macht zu teilen.
Damit entspricht der neue Erzbischof einem Schlüsselanliegen des Reformprojekts Synodaler Weg. Diesen Weg weiterzuverfolgen mahnen ihn mehrere: Bischof Georg Bätzing, der Vorsitzende der Bischofskonferenz im Grußwort, ebenso wie die Vorsitzenden des Diözesankomitees, Nadine Mersch und Jan Hilkenbach. Bentz‘ bisheriger eigener Bischof, Peter Kohlgraf, erklärt: Verantwortung zu übernehmen und Macht „als Gestaltung im Dienst für andere“ auszuüben, sei nicht gegen das Evangelium.
Mersch und Hilkenbach wie auch der Leiter der Düsseldorfer Staatskanzlei, Nathanael Liminski, mahnen Bentz und die Kirche zu Engagement fürs Gemeinwohl, zumal in einer Zeit zunehmender Hetze und sozialer Spaltung. Bentz selbst hatte das bei seiner Vereidigung in Düsseldorf schon einmal angekündigt.
In seiner sehr persönlich gehaltenen Predigt ist Bentz eine gewisse Nervosität anzumerken, als er sich gelegentlich leicht verhaspelt. Seine „Message“ allerdings ist klar: „Der Blick zurück auf mein bisheriges Leben sagt mir: Das Vertrauen in Gott ersetzt keinesfalls die eigene Anstrengung! Und umgekehrt: Von der eigenen Anstrengung hängt längst nicht alles ab.“
Kirchen und Gläubige sollten in der Gesellschaft den Gedanken an Gott und das Gespräch über den Glauben wachhalten. Zugleich müssten sie sich für Versöhnung einsetzen, so der Erzbischof weiter. Für seine neue Aufgabe hat er einen neuen Wahlspruch gewählt: „Gloria Deo – Pax hominibus“ – Gott die Ehre – Frieden den Menschen“. Wo Christen sich für Frieden und Versöhnung zwischen Menschen stark machten, verherrlichten sie Gott.
Was künftige Veränderungen in der Kirche betrifft, kündigte Bentz an: „Wir werden ausprobieren und verwerfen. Wir werden bewahren, aber auch erneuern.“ Entscheidend sei, gemeinsam zu fragen, wie Antworten auf Probleme aussehen könnten, die von Jesus Christus und seinem Evangelium inspiriert seien. Dabei müsse die Kirche es aushalten, „dass es an verschiedenen Orten auch zu verschiedenen Antworten kommen kann und kommen darf“.
Beim Auszug aus dem Dom lässt Udo Markus Bentz Zeit, Menschen zuzunicken und sie zu segnen. Vor dem Dom wartet erneut das Schützenspalier auf ihn, um ihn in die Sporthalle einer benachbarten Schule zu leiten. Dort gibt es bei einem Empfang neben westfälischen Spezialitäten auch solche aus Bentz‘ Pfälzer Heimat: Riesling und Grauburgunder sowie den spätestens seit Helmut Kohl bekannten Saumagen.
„Pälzer könne mit de Leut'“, hatte Bentz bei seiner ersten Vorstellung am 9. Dezember gesagt. Das wird er in den kommenden Monaten bei seinen Reisen durch das westfälische Erzbistum unter Beweis stellen wollen.