Kardinal Koch: Kirche in Deutschland erwartet zu viel

Dämpfer aus dem Vatikan gab es schon einige für Deutschlands Reformkatholiken. Das liege allerdings an übertriebenen Hoffnungen der Gläubigen nördlich der Alpen, meint ein hochrangiger Behördenchef im Vatikan.
Dämpfer aus dem Vatikan gab es schon einige für Deutschlands Reformkatholiken. Das liege allerdings an übertriebenen Hoffnungen der Gläubigen nördlich der Alpen, meint ein hochrangiger Behördenchef im Vatikan.

Kardinal Kurt Koch-– Foto: Andreas Faessler/CC BY-SA 4.0

Der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch hat die katholische Kirche in Deutschland vor überzogenen Reformerwartungen bei der Weihe von Frauen oder dem Pflichtzölibat gewarnt. „Der Papst hat solche Erwartungen jedenfalls nicht geweckt“, sagte Koch der österreichischen Tageszeitung „Kurier“ (Samstag). Franziskus habe vielmehr „immer klar gesagt, worum es ihm geht“, so der Präfekt des Dikasteriums für die Einheit der Christen. Wenn die Kirche in Deutschland sich etwa im Sinne ihres Reformprojekts Synodaler Weg ihre eigenen Erwartungen formuliere, „müssen sie sich fragen, wie sie dann mit den Enttäuschungen umgehen werden“.

Koch verwies zudem auf den Brief des Papstes „An das pilgernde Volk Gottes in Deutschland“ von 2019. Darin habe Franziskus daran erinnert, dass die erste Aufgabe Kirche die Evangelisierung, die Verkündigung des Glaubens sei. „Wenn sie nicht im Mittelpunkt steht, dann ist etwas verloren gegangen. Das muss die Kirche erst selbst wieder entdecken“, so Kardinal Koch.

Drängender als die innerkirchlichen Fragen, sieht Koch weiter das Problem, dass die Kirche in Europa weitgehend ihre gesellschaftliche und kulturelle Prägekraft eingebüßt habe. Dies zeige sich etwa in den jüngsten Entwicklungen in Frankreich, wo das Recht auf Abtreibung verfassungsrechtlich abgesichert und die aktive Sterbehilfe legalisiert werden soll. Dabei sei klar, „der Einsatz für das Leben auch am Anfang und am Ende ist nicht allein die Verantwortung der katholischen Kirche, sondern ist europäisches Erbe“, befand Koch. „Wenn das Recht auf Leben in der Weise infrage gestellt wird, dass das Gegenteil in die Verfassung eines Landes aufgenommen wird, dann werden die Wurzeln der europäischen Zivilisation angegriffen. Da müssten eigentlich alle wachen Europäer zusammenstehen.“

kna