Friedensprozess in Kolumbien auf der Kippe

 Ein Überfall der linksgerichteten Guerilla-Organisation FARC bedeutet einen schweren Rückschlag für die Friedensbemühungen in Kolumbien.
Friedensprozess in Kolumbien auf der Kippe

Botogota –Symbolbild: julian zapata/Pixabay

Schwerer Rückschlag für die Friedensbemühungen in Kolumbien: Laut lokalen Medienberichten ist bei einem Überfall der linksgerichteten Guerilla-Organisation FARC in der Unruheprovinz Cauca die indigene Aktivistin Carmelina Yule (52) ums Leben gekommen. Bei dem Anschlag sollen weitere Personen verletzt worden sein. Wie die Menschenrechtsorganisation Indepaz mitteilte, erlitt Yule einen Kopfschuss und starb später in einem Krankenhaus in Cali. In einer Stellungnahme des UN-Menschenrechtsbüros in Kolumbien hieß es, das Opfer sei eine Verfechterin von Indigenenrechten gewesen.

Als Reaktion auf den Vorfall ordnete Präsident Gustavo Petro das Ende des Waffenstillstands mit den sogenannten FARC-Dissidenten und die Wiederaufnahme von Militäroperationen in drei Provinzen an. Petro warf der Guerilla vor, dass es vor allem in der umkämpften Provinz Cauca von Anfang an keine Anzeichen für einen ernsthaften Friedensprozess gegeben habe. Die Rebellen hätten die Verhandlungen lediglich nutzen wollen, um ihre militärische Machtbasis auszuweiten. Dies werde sich als schwerer Fehler erweisen.

Kurz zuvor hatte die katholische Kirche in Kolumbien angesichts neuer Kämpfe im Süden des Landes zu einem Ende der Gewalt aufgerufen. „Wir beklagen den Terror durch Schüsse, Tod und Beschädigung der körperlichen und seelischen Unversehrtheit“, heißt es in einer Erklärung der kolumbianischen Bischöfe. Die Kämpfe müssten sofort aufhören, um das zerbrechliche, aber hoffnungsvolle Aufkeimen eines Lebens in Frieden nicht zu gefährden. Die Kirche spielt bei den aktuellen Friedensgesprächen zwischen Regierung und Rebellen eine wichtige Rolle als Vermittlerin.

Kolumbiens linksgerichteter Präsident Petro hatte die Umsetzung einer Friedensstrategie durch Verhandlungen mit allen bewaffneten Gruppen im Land zur zentralen Aufgabe seiner Amtszeit gemacht. Mit der ELN-Guerilla werden derzeit Gespräche geführt und ein Waffenstillstand vereinbart. Mit den sogenannten FARC-Dissidenten, ehemalige und neue Kämpferinnen und Kämpfer der 2016 aufgelösten FARC-Guerilla, gab es einen ähnlichen Prozess, der nun einen Rückschlag erlitt.

Die rechte Opposition wirft der Regierung vor, das Land den bewaffneten Gruppen auszuliefern. Diese wollten einen Waffenstillstand ausnutzen, um ihre Macht auszubauen. Die kriminellen Banden finanzieren sich vor allem durch Drogenhandel. Zuletzt hat die Kokain-Produktion im Land deutlich zugenommen. Die Zustimmungsrate für Petro liegt hingegen laut aktuellen Umfragen nur noch bei 35 Prozent.

Von Tobias Käufer (KNA)