Kein Helnwein-Zyklus im Wiener Dom

Das Wiener Domkapitel sieht sich gezwungen, ein aufsehenerregendes Kunstprojekt des Malers Gottfried Helnwein im Stephansdom abzubrechen.
Kein Helnwein-Zyklus im Wiener Dom

Der Stephans-Dom in Wien (Symbolfoto: Gerfried WagnerPixabay)

Aufregung in Wien wegen einer vorzeitig beendeten Kunstaktion im Stephansdom: Der international bekannte Maler Gottfried Helnwein (75) hatte der Kirche „um Gottes Lohn“ drei moderne Werke zur Verfügung gestellt, die in der Fastenzeit, zu Ostern und zu Pfingsten gezeigt werden sollten. Doch dazu wird es nicht kommen. Das Domkapitel von St. Stephan beschloss, dem zurzeit im Altarraum ausgestellten Fastentuch keine weiteren von Helnwein gestalteten Exponate folgen zu lassen.

Das dem Domkapitel in dieser Woche erstmals vorgelegte Ostertuch sei zwar ein „beeindruckendes und ernstzunehmendes Kunstwerk“, hieß es in der entsprechenden Mitteilung. Allerdings könne die drastische Darstellung „Menschen verstören“. Darum werde der Helnwein-Zyklus nicht fortgesetzt.

Tatsächlich ist das 14 Meter lange Tuch mit dem fotorealistischen Motiv eines blutenden Kindes nichts für Zartbesaitete. Es rege sicherlich zum Nachdenken über die Gewalt an den Schwächsten an und passe theologisch zum Topos von Christus, so das Domkapitel weiter. Ein Kirchenraum müsse aber vorrangig ein geschützter Ort für Feier und Besinnung sein. Gerade zu Ostern solle der Dom kein „Ort der Polarisierung“ sein.

Der in Wien geborene Helnwein hatte das erste der drei von ihm bemalten Werke Mitte Februar gemeinsam mit Dompfarrer Toni Faber vorgestellt. Das in liturgischem Violett gehaltene, den Altar verhüllende Bild zeigt als „Memento mori“ – Anstoß zum Wahrnehmen der eigenen Sterblichkeit – zwei Totenschädel-Tücher an den Seitenaltären. Hinzu kommt zentral der Christus des Turiner Grabtuchs mit dem Haupt nach unten, um das „Hinabsteigen in das Reich des Todes“ zu veranschaulichen.

Die weiteren Werke Helnweins werden nun nicht mehr im Dom gezeigt. Zu sehen ist das Ostermotiv indes auf der aktuellen Ausgabe des Pfarrblatts St. Stephan. Darin erklärt der nach eigenen Angaben katholisch geprägte Künstler, wie das umstrittene Sujet zustande kam: Er habe sich bei dieser Arbeit „ganz bewusst so genau wie möglich an der christlich ikonographischen Symbolik orientiert, natürlich – wie alle meine künstlerischen Vorgänger – in meiner eigenen zeitgenössischen Bildsprache“. Um den Sieg des Lebens über den Tod zu symbolisieren, sei seine Wahl auf ein unschuldiges Kind gefallen.

kna