Wegen des Gaza-Kriegs haben die Katholiken im Heiligen Land ihr Osterfest kleiner und leiser Rahmen gefeiert als sonst.
Jerusalem – Wegen des Gaza-Kriegs haben die Katholiken im Heiligen Land ihr Osterfest kleiner und leiser Rahmen gefeiert als sonst. Bei der Festmesse in der Jerusalemer Grabeskirche rief der Lateinische Patriarch, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, am Sonntag zu einem Neuanfang in schrecklicher, gewaltvoller Zeit auf. „Wir müssen uns ernsthaft dafür einsetzen, dass Worte wie Hoffnung, Frieden, Wahrheit, Vergebung und Begegnung wieder eine Bedeutung bekommen“ sagte er vor mehreren hundert meist einheimischen Gläubigen.
Pizzaballa weiter: „In den persönlichen Beziehungen, im interreligiösen Dialog, im politischen Leben, im gesellschaftlichen Leben können wir nicht mehr so leben, als wäre nichts geschehen. Wir brauchen einen neuen Geist, einen neuen Schwung, eine neue Vision, in der niemand ausgeschlossen wird“, so das Oberhaupt der römischen Katholiken im Heiligen Land.
Die Liturgie der Osternacht hatte der Patriarch nach der Ordnung des Grabeskirche, dem sogenannten Status quo, bereits am Morgen des Karsamstags gefeiert. Damit war Jerusalem die erste Stadt der Weltkirche, in der das Oster-Halleluja angestimmt wurde.
Die orthodoxen Christen feiern ihr Osterfest in diesem Jahr nach dem alten Julianischen Kalender erst am 5. Mai. Dazu werden dann wieder mehr Pilger aus dem slawischen Raum erwartet. Infolge internationaler Reisewarnungen waren seit den Terrorattacken des 7. Oktober nur wenige Ausländer ins Land gekommen. Allerdings reisten zuletzt wieder einzelne Pilgergruppen ein.
Christen müssten den Mut haben, „auf den Frieden zu setzen, dem Nächsten weiter zu vertrauen, keine Angst vor Verrat zu haben, fähig zu sein, immer wieder neu anzufangen und brüderliche Beziehungen aufzubauen, ohne sich nur am Erfolg zu orientieren“, sagte der Kardinal in seiner Osterpredigt.
Ausdrücklich dankte er Papst Franziskus für seine Solidarität und seinen „schönen Brief“, in dem er in dieser besonderen Lage „unseren christlichen Gemeinschaften seine Nähe ausgedrückt“ habe. Er habe sie darin aufgerufen, „leuchtende Fackeln in der Nacht“ zu sein, zitierte Pizzaballa. Denn in der Tat „scheint diese Nacht von Gewalt und Krieg nie zu enden. Alles scheint von Misstrauen umgeben zu sein.“ Die einzige starke und entscheidende Stimme scheine die der Waffen zu sein.
Viele Versuche um eine Einstellung der Feindseligkeiten und zu einem Waffenstillstand seien vergeblich gewesen, so der Kardinal. Daher sei es an der Zeit, mit neuem Elan von vorn zu beginnen. Es sei ein Gebot der Glaubwürdigkeit für die Christen im Land, nach und nach und Gesten zu setzen, die tief verletztes Vertrauen wieder aufbauen.