Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wurde aufgefordert bei seinem Besuch in der Türkei in der nächsten Woche das Schicksal von zwei verschwundenen Geistlichen anzusprechen.
Göttingen – Von zwei Bischöfen, die nahe der syrisch-türkischen Grenze entführt wurden, fehlt seit elf Jahren jede Spur. Bei seinem Besuch nächste Woche in der Türkei solle Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das Schicksal der beiden Geistlichen offen ansprechen, forderte am Donnerstag die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in Göttingen.
Der Ankunftstag von Steinmeier am kommenden Montag (22. April) markiere den elften Jahrestag der Entführung der beiden Bischöfe im Nordwesten Syriens. Der syrisch-orthodoxe Erzbischof Mor Gregorius Yohanna Ibrahim und der griechisch-orthodoxe Erzbischof Boulos Yazigi seien mutmaßlich von radikalen syrischen Islamisten entführt worden. „Die beiden Bischöfe galten als Vermittler, Botschafter und Kämpfer für die Menschenrechte im anhaltenden Bürgerkrieg in Syrien“, so die GfbV. Dafür wurden sie 2014 in Abwesenheit mit dem Weimarer Menschenrechtspreis ausgezeichnet. „Die Familien, Freunde und alle Christen in Syrien und im Nahen Osten warten auf die Aufklärung dieser furchtbaren Entführung.“
Zudem appellieren die Menschenrechtler an Steinmeier, sich für die Wahrung von Menschenrechten sowie gegen Gewalt und Krieg einzusetzen. Die mehrheitlich kurdisch bewohnte Region Afrin im Norden Syriens werde seit 2018 völkerrechtswidrig von der Türkei besetzt. Die GfbV wirft der türkischen Armee vor, dort Kriegsverbrechen begangen zu haben. „Deutschland und andere NATO-Staaten dürfen kein Verständnis für die Angriffe der Türkei auf Kurden und andere Minderheiten in Nordsyrien zeigen“, so der Nahost-Experte Kamal Sido.