Knapp 90 Prozent der Menschen in Deutschland halten die ambulante ärztliche Versorgung für wichtig. Das geht aus einer am Montag in Berlin vorgestellten Online-Umfrage hervor.
Berlin – Knapp 90 Prozent der Menschen in Deutschland halten die ambulante ärztliche Versorgung für wichtig. Das geht aus einer am Montag in Berlin vorgestellten Online-Umfrage von Civey im Auftrag der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) hervor. Das Meinungsforschungsinstitut befragte dazu den Angaben zufolge Ende März und Anfang April über 5.000 Personen. Der KBV-Vorstandsvorsitzende Andreas Gassen bewertete die ambulante Versorgung als „äußerst kritisch“.
Laut Umfrage macht sich die Hälfte der Befragten Sorgen, dass ihre Arztpraxis in naher Zukunft schließen könnte. Für vier von fünf Befragten war die Wohnortnähe der Praxis sehr wichtig oder wichtig. Für die Hälfte ist das Thema demnach auch wesentlich bei einer Wahlentscheidung. Über 62 Prozent stimmten der Aussage zu, dass sich Arztpraxen derzeit in einer Notlage befinden. Für 72 Prozent der befragten Patienten gelten Ärzte als Vertrauenspersonen.
Angesichts des hohen Altersdurchschnitts von Hausärzten warnte die KBV vor einer „Ruhestandswelle“ vor allem in Westdeutschland. Nach Angaben des stellvertretende KBV-Vorstandsvorsitzenden Stephan Hofmeister sind derzeit über 5.000 Hausarztsitze unbesetzt. Laut Vereinigung sind bundesweit über 30 Prozent aller Ärzte und Psychotherapeuten über 60 Jahre alt. Mit 37 Prozent sei dieser Anteil bei den Hausärzten besonders hoch. Zugleich überlegten über 60 Prozent aller niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten, früher in den Ruhestand zu gehen.
Gassen verlangte bessere Rahmenbedingungen für die ambulanten Versorgung, etwa „durch den Abbau der überbordenden Bürokratie oder Verbesserung der bislang dysfunktionalen Digitalisierung“. Die KBV will mit einer multimedialen Kampagne „die Politik auf allen Ebenen, ob in der Gemeinde oder im Bund, aufrütteln“, sagte KBV-Vorstandsmitglied Sibylle Steiner. Das solle unter anderem über Fernsehen, Presse, Internet und Social Media geschehen. Oftmals entstehe der Eindruck, dass die politische Aufmerksamkeit ausschließlich Krankenhäusern gelte, so Steiner. Eine gute Krankenhausreform sei aber ohne Verbesserung der ambulanten Versorgung „ebenso wenig möglich wie umgekehrt“.