Eltern sollen sich gründlich über Cannabis, Alkohol und andere Drogen informieren, um Fragen ihrer Kinder beantworten zu können.
München – Eltern sollen sich gründlich über Cannabis, Alkohol und andere Drogen informieren, um Fragen ihrer Kinder beantworten zu können. Das empfiehlt die Sozialpädagogin und Suchttherapeutin Renate Mahle im Interview der „Süddeutschen Zeitung“ (Mittwoch): „Eltern sollten sich rechtzeitig auf die Situation vorbereiten, über Suchtmittel zu sprechen. Wir leben in einer Zeit mit so vielen Möglichkeiten wie noch nie, sich zu berauschen, ob legal oder illegal. Eltern sollten sich vorher informieren, Fakten kennen und sich eine eigene, glaubhafte Meinung zum Thema bilden.“
Mit der Teil-Legalisierung von Cannabis wachse bei manchen Eltern die Sorge, dass die Droge für ihre Kinder im Teenageralter an Reiz gewinnen könnte, auch wenn der Konsum und der Besitz für Minderjährige verboten bleibt. Im Jugendalter sei es normal, dass Grenzen ausgetestet würden, so Mahle weiter: „Für die meisten jungen Leute ist das eine kurze Episode, die wieder vergeht. Da müssen Eltern nicht sofort aus allen Wolken fallen.“
Einmaliges Probieren führe nicht sofort in eine Abhängigkeit. Aber klar sei auch: „Konsum ist für Jugendliche gefährlicher als für Erwachsene.“ Je früher man Cannabis oder Alkohol konsumiere, umso größer sei die Gefahr für mögliche Entwicklungsstörungen und eine spätere Suchtentwicklung. Auch darüber sollten Eltern ihre Kinder aufklären.
Grundsätzlich solle man „keine schlafenden Hunde wecken“, sondern warten, bis Kinder fragen, rät die Expertin. Eltern dürften Drogen nicht verharmlosen, aber auch nicht allzu sehr verteufeln: „Wichtig ist, dass Eltern Hintergrundwissen haben. Mein Kind wird mich nicht ernst nehmen, wenn ich eigentlich gar keine Argumente habe.“ Dafür gebe es zahlreiche Informationsmaterialien.
Besonders wichtig, so Mahle, sei auch die Vorbildfunktion der Eltern. Dabei sei Cannabiskonsum in Anwesenheit von Minderjährigen sogar verboten. Aber es gebe viele Familien, in denen regelmäßig vor Kindern Alkohol getrunken werde: „Die Eltern müssen sich fragen: Was lebe ich meinem Kind eigentlich vor? Solche Muster wird sich ein Kind zwangsläufig und ganz unbewusst abgucken.“
Eltern müssten keine Vorträge halten, wie gefährlich Suchtmittel sind. Stattdessen sollten sie dem Kind zeigen, wie es sich gut fühlen kann. Und wie es gleichzeitig auch hinnehmen kann, dass das Leben nicht immer nur erfüllend ist: „Wer seine Gefühle selbst gut regulieren kann, der ist nicht auf Mittel von außen angewiesen. Und das lernen Kinder zuerst einmal in der Familie.“